Allein schon die Frage klingt unerhört. Wem gehört die Stadt? Es ist der Titel eines Films, der in diesem Monat anläuft, aber es ist nicht nur der Titel einer sehenswerten Dokumentation, die zu Gehör bringt, was sonst leicht unter den Tisch fällt. In einer Stadt leben Menschen. Sie leben dort nicht nur, sie machen die Stadt aus. Stadt ist mehr als nur Bauten und Straßen. Stadt ist die Summe dessen, was passiert.
Wem gehört die Stadt? Gehört sie mir, weil ich Miete zahle? Gehört sie mir, weil ich ein Haus besitze? Und wer bestimmt über die Zukunft der Stadt? Dürfen da nur die Investoren mitreden? Ist nur abstimmungsberechtigt, wer ein paar Millionen reinbuttert?
Allein dass die Frage gestellt wird, ist erfreulich. Es wird geredet über diese Stadt. Viel zu lange war Düsseldorf eine Mir-doch-egal-Stadt. Was kam, kam halt. Was ging, ging eben. Schulterzucken war die beliebteste Reaktion.
Aber das reicht nicht mehr. Wir müssen uns gemeinsam Gedanken machen, wo wir leben wollen. Soll es eine aus Renditeobjekten zusammengesetzte Stadt sein oder doch eher etwas am Gemeinwohl Orientiertes? Überlassen wir die Planung nur jenen, die Geld mitbringen, oder hören wir auch auf jene, die hier einfach nur sein wollen, die den Stadtteil prägen, obwohl sie nicht über die Mittel verfügen, etwas umzupflügen.
Was von Düsseldorf gehört mir, wenn ich hier wohne, wenn ich hier Steuern zahle, wenn ich hier atme, kommuniziere, wenn ich hier liebe, schimpfe und Quatsch mache? Habe ich ein Recht auf ein billiges Büdchen an der Ecke? Oder bin ich demnächst umrahmt von Glasfassaden? Besteht der Düsseldorfer Underground bald nur noch aus U-Bahn und Tiefgaragen? Oder ist da mehr?
Ich finde, da muss mehr sein. Wir brauchen Maulwürfe, die diese Stadt umwühlen, die klar machen, dass sich etwas bewegen lässt, das nicht nach Bagger aussieht. Lange schon standen die Chancen nicht mehr so günstig, auch Entscheider in die Verantwortung zu nehmen.
Der Mehltau der Erwin-Elbers-Jahre kann abgeschüttelt werden. Der neue OB muss sich bewähren, und er muss zeigen, dass er sein Gehör nicht nur den Wirtschaftsverbänden schenkt. Er muss zeigen, dass er diese Stadt als Gemeinschaftsprojekt begreift. Düsseldorf gehört allen, und alle sind verantwortlich für diese Stadt.
Nie war mehr möglich. Deshalb ist es an uns, jetzt die Stimme zu erheben und Ansprüche zu stellen. An die Stadtverwaltung. Aber auch an uns selbst. Übernehmen wir Verantwortung für diese Stadt. Diese Stadt ist unser. Wir sind die Stadt. Im besten Sinne.
aus biograph 02/2015
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