Es gibt 73 Beiträge von Bruce_Wayne
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24.06.2005
Christopher Nolan hatte den Geistesblitz und das imposante Maß an Kreativität, einen vielleicht mittelmäßig bis reisserischen Hollywoodstreifen, dadurch zu veredeln, ihn rückwärts laufen zu lassen und siehe da - es funktioniert!
Was hört man allerorten unter den Unbedarften? "Verstörend". "Kultverdächtig." "Nix verstanden, anstrengender als Lost Highway".
Rückwirkend liefert er so den gewitzt-ironischen Beweis, dass er nicht der Vollidiot ist, für den man ihn seit "Batman Begins" hält.
Ich freue mich schon auf seinen nächsten Film, der, wie er ankündigte, parabelförmig ablaufen soll. Gerüchten zufolge arbeitet er mit doppelter Belichtung und zwei Leinwänden.
Hoffentlich weiss man das Ende nicht schon wieder vorher.
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24.06.2005
Holden Caulfield hatte mal die schöne These, dass die Idioten sich am meisten und lautesten aufregen, wenn man sie Idioten nennt - ob das die Stimmung hier erklärt?
American Psycho ist wohl unbestritten eines der bedeutendsten literarischen Leistungen der Neuzeit und von einer Vielschichtigkeit, die selbst unter Büchern Ihresgleichen sucht, von Filmen, die ja mehr Auge als Kopf bedienen, ganz zu schweigen.
Nichtsdestoweniger ist hier ein guter Film, im Vergleich zum Buch, angemessener Film entstanden, der, genauso wie das Buch selbst, nicht, wie es hier so gern getan wird, aus der Ameisenperspektive der Gewaltdarstellung beurteilt werden sollte.
Wer Sozialkritik als leichte Kost klein gehackt und mit Action oder Splatter gewürzt wohl bekömmlich und leicht verdaulich serviert bekommen will, der wird keinen Spaß an diesem Streifen haben und ist tatsächlich damit besser beraten, sich Braveheart nocheinmal zurückzuspulen...
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17.06.2005
Dass Nolan ein weiterer Joel Schumacher werden könnte, ahnte ich bereits, als die Familie Wayne in einem galaktischen Interrail direkt aus Star Trek herüber nach Gotham geflogen kamen, aber ich dachte mir, dass ein etwas verfehlter Sinn für Ästhetik ein verzeihlicher Makel sei und beschloss, dem Film weiterhin eine Chance zu geben.
Ich wurde eine Stunde lang nicht enttäuscht: ersichtlich bemüht, auf die Idee hinter Batman einzugehen, liess Nolan seine Figur, nach der Ermordung der Eltern, die Entscheidung fällen, niemals zu töten, um nicht die Mittel derergleichen anzuwenden, welche seine Eltern ermordeten. Ungeschickt explizit, aber richtig wurde dargelegt, dass wahre Gerechtigkeit, in Abgrenzung zum bösen Antagonisten Ras Al Ghul, nicht durch Vergeltung erreicht werden kann. Der tragische Bruce Wayne, der die Menschen die ihm nahe stehen als liederlicher Playboy täuschen muss, um keine angreifbare Identität zu haben wurde im gesamten Werdegang vom Himalaya an ausgeleuchtet.
Trotz meiner nicht überschwänglichen Begeisterung für das kubistisch anmutende Batmobil war ich überrascht: Selten wurde Batman, so stark von der moralischen und menschlichen Seite beleuchtet, wie in diesem Film.
Kurz bevor der Film sich in der letzten halben Stunde, in ein völkisches Knall- und Lachfeuerwerk verwandelt, in dem sich interessante Figuren wie Alfred oder Jim Gordon als eigentlich dümmlich dreinblickenden Gaglieferanten entpuppen oder Penner unverhofft markige Sprüche nach wild explosiven Verfolgungsjagden, die, wie ich dachte, seit gewisser 14 Minuten aus Matrix Reloaded vollkommen überflüssig sind, liefern, gipfelt der Kampf zwischen Al Ghul und Batman:
Al Ghul ist, um Batmans wahre Identität wissend, zurückgekehrt und fordert ihn erneut auf, sich ihm anzuschließen, um seinen teuflischen Plan, die ganze Stadt zu vernichten zu verwirklichen. Ungläubig wie interessiert lauschte ich dessen Erklärungen, dass auch die Beseitigung seiner Eltern unlängst Teil dieses Planes war und vernahm mit Entsetzen, dass sich an seinen militanten Ambitionen eine Gerechtigkeit in Form einer Balance herzustellen, die sich ergäbe falls man Gotham zerstöre, nichts geändert hatte. Kurz: Batman lehnt ab und Al Ghul beginnt ohne ihn. Auf dem galaktischen Interrail durch die ganze Stadt rasend, versucht er mit einer Wunderwaffe das zuvor vergiftete Trinkwasser zu vaporisieren, auf das es in den Lungen der schuldigen Bürger seine toxische Wirkung entfalte. Mit Hilfe von Gordon sprengt Batman eine Brücke der futuristischen Straßenbahn, auf die diese nun auch steuerungsunfähig zuschiesst. Die Stadt ist gerettet. An Bord jedoch ringen die beiden Kontrahenten noch immer und der Abgrund rückt näher. Schließlich wirft Batman Al Ghul zu Boden, schlägt ihn bewegungsunfähig und lässt ihn weiter dem sicheren Tod entgegensausen. Bevor er sich abseilt, verabschiedet er sich mit dem nonchalanten Hinweis darauf, dass die Tatsache, dass er nicht töte noch lange nicht bedeute, dass er auf den Schurken aufpassen müsste.
Es imponierte mir ungemein, wie der Regisseur sich, trotz der ganzen Mühen um die Moral und um die Werte, vielleicht sogar um den Humanismus, in dem Film zu solch einer unverkrampften Lösung durchringen konnte. Es fällt einem Amerikaner sicher nicht leicht, einfach alle Werte über den Haufen zu werfen, aber natürlich konnte er ja Saddam Batman nicht einfach verraten lassen. Ein dramaturgisches Dilemma - einfach gelöst. Sagte ich Saddam?
Erleichtert, dass sich am Ende Alles zum Guten wendet, genoss ich, während sich neben mir ein tiefbayrisches Ehepaar vor Rührung und Befreiung weinend in den Armen lag und einzwei Kulturlegastheniker hinter mir über einen explodierenden Esel oder so etwas lachten, die plötzlich und ungemein heftig aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Bruce und seiner Jugendliebe Rachel, die ich fast vergessen hatte und sah fasziniert zu, wie Batman schlußendlich jeglicher Mystizität entkleidet, den Hammer in der Hand mit Gordon das Batsignal zusammennagelt und verliess, natürlich zufrieden, den Kinosaal.