Es gibt 18 Beiträge von carinho
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29.08.2009
Tragisch ist nicht allein die Geschichte der drei Gruppen von iranischen und kurdischen Flüchtlingen, um die sich Stories von zerbrochenen und (wieder) aufblühenden Beziehungen ranken. Tragisch ist vor allem die Tatsache, dass dieser wunderbare Film hierzulande so wenig Beachtung findet, und dabei hat gerade "Ein Augenblick Freiheit" all die Aufmerksamkeit verdient, die ansonsten den eher belanglosen Sommerkomödien momentan zuteil wird.
Nicht nur, weil das Spielfilmdebüt von Arash T. Riahi in politischer Hinsicht von hohem Stellenwert ist, sondern weil es ihm gelingt, den Zuschauer pausenlos in Atem zu halten: Sei es durch die aufreibenden, spannungsgeladenen Szenen von Folter und Hinrichtung, sei es durch diese gekonnte Mixtur von Tragik und Humor, die einem abwechselnd die Tränen in die Augen treibt und dann wieder laut auflachen lässt.
An sich wären die Geschichten jeder Personengruppe für sich genommen schon ausreichend für einen abendfüllenden Film. Die zunächst parallel verlaufenden und schließlich dann auch zusammenhängenden Episodenstränge scheinen zunächst in ihrer Komplexität zu überfordern, gar zu verwirren. Doch im Grunde fühlt man sich nur selten vom Wesentlichen abgelenkt: Von den einfachen Menschen, die um das Basalste kämpfen müssen - ihre Existenz, ihr Recht auf ein bisschen Lebensglück. Die Landschaftsbilder und die vielen kleinen persönlichen Schicksale (die auf wahren Begebnissen beruhen!) überwältigen. Die erstklassigen Laiendarsteller und die Leinwandgrößen tun ein Übriges.
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10.03.2009
Tarek, ein junger, viel zu ernsthafter Palästinenser und ehemaliger Fußballstar bei Makkabi Nazareth bekämpft seine diffuse Wut, seine Orientierungslosigkeit und vielleicht auch seine Schuldkomplexe bis zur letzten Konsequenz: er geht mit einem Sprengstoffgürtel ausstaffiert am helllichten Tag auf den dichtgedrängten Tel Aviver Markt. Ironie des Schicksals - oder besser gesagt, Kismet -, dass der Zünder defekt ist, und Tarek für ein paar Tage darauf angewiesen, vor Ort mitten unter und vor allen Dingen mit seinen vermeintlichen Feinden zurechtzukommen.
Regisseur Dror Zahavi hätte auf große Effekte setzen können, oder aber auf Gefühlsduselei - tut er aber nicht. Das kommt dem Film insgesamt zugute, kann doch so in einer Reihe von einfachen, aber ungemein eindringlichen und unmissverständlichen Alltagsszenen die Wucht des Themas noch am besten vermittelt werden.
Den Zuschauer erwartet keine reumütige Nabelschau eines geläuterten (?) Terroristen oder ein fröhliches Get-Together von Israelis und Arabern, die von jetzt auf gleich Kriegsbeile beiseite legen und Vorurteile vergessen, sondern eine verblüffend menschennahe, spannende "Studie" über eine verlorene Generation von sogenannten Gotteskriegern, die am Ende mit der bitteren Erkenntnis leben muss, dass sie ihrem eigenen Paradoxon aufsaß. Dabei verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse, Feind und Freund - nicht zuletzt da, wo sich Selbstmordattentate als nur eine Spielart von religiösem Fundamentalismus entpuppt.
Wäre der Film nicht so beklemmend zeitgemäß in seinem Fatalismus, hätte man ihn getrost als moderne Parabel oder Märchen bezeichnen können. Würden die Darsteller ihre Rollen nicht so überzeugend mit Leben ausfüllen, sähe man sich den Streifen mit dem ewigen moralischen Zensor im Hinterkopf an, den man allen voran den Massenmedien zu verdanken hat.
So aber wird mit den Erwartungen gebrochen: Man kommt nicht umhin, die Zerrissenheit und Tragik von Individuen mitzuerleben, ja sogar nachzufühlen. Tareks ohnmächtige Wut, die sich anfangs gegen Unbekannt richtet, spüre auch ich, die ich im Kinosaal sitze. Wenn es denn eine politische Aussage gibt, dann ist es die: Menschlichkeit.
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20.03.2008
Eingesperrt im eigenen Körper, das linke Auge das einzige Fenster zur Außenwelt - von einem Leben unter einer "Taucherglocke" erzählt dieser ungewöhnliche, berührende, und bisweilen auch etwas beunruhigende Film. Regisseur Julian Schnabel verfilmte letztes Jahr die Autobiographie von Jean-Dominique Bauby, einem hochangesehenen Redakteur, der nach einem Schlaganfall lernen muss, mit dem Locked-In-Syndrom zu leben - einer Krankheit, die ihn zu seinem eigenen Gefangenen macht, alle Körperfunktionen lähmt und ihn unfähig macht, sich mitzuteilen.
Das Innenleben Baubys sowie die Außenwahrnehmung seiner Mitmenschen zeigen dem Zuschauer immer wieder auf, dass man selbst in dem unglückseligsten, verzweifeltsten Zustand dem Leben noch etwas Gutes abgewinnen kann - mit Liebe, Durchhaltevermögen - und einer guten Portion Ironie.
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08.12.2007
ohne die comic-vorlage von satrapi zu kennen: man weiß irgendwie, 'persepolis' ist kult, und dieser eindruck bestätigt sich nach dem kinoabend.
fern vom label 'heimat eines geschichtsträchtigen volks' und 'unruhestifternation' zeigt sich der iran ungeschminkt, wie er ist bzw. war.
iranische geschichte(n) kann nur jemand erzählen, der sie auch erlebt hat. und das gelingt der autorin/regisseurin meisterhaft.
der film ist eher nichts für kinder. trotz des hintergründigen, zynischen, direkten und auch erfrischenden humors, ist er streckenweise erschreckend düster und beklemmend. doch etwas anderes als eine wahrheitsgetreue zeichnung hätte ich gar nicht sehen wollen.
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13.11.2007
Bereits beim Durchlesen der Inhaltsbeschreibung zieht sich das Herz zusammen, wird das Interesse geweckt: ein Deutscher, der seinen Zivildienst in Auschwitz ableistet und sich sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart stellen muss. Wie gelingt es einem Filmemacher, mit diesem schwierigen Thema sensibel und klug umzugehen? Es muss leider gesagt werden: der Streifen enttäuscht. Wider Erwarten gibt es hier keinen Spannungsbogen, keine Dramatik, an der man sich entzündet.
Zu Beginn ist es noch schön, mitzuverfolgen, wie Sven, der Zivi, sich langsam in der fremden Welt des heutigen Oswiecim zurechtfindet. Die Suche nach Berührungspunkten gestaltet sich als schwierig, angesichts der deutsch-polnischen Verhältnisse, die vor allem im Konflikt mit dem Rocksänger gut dargestellt werden. Man ist gespannt: was geschieht? Wie funktioniert die Beziehung zum ehemaligen KZ-Häftling Krzeminski?
Thalheim erzählt in klaren, schnörkellosen Bildern, die zwar präzise Psychogramme entwerfen, aber nicht richtig zu bewegen vermögen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte steckt in den Kinderschuhen, die Charaktere sind blass, gerade auch die zarte Liebesgeschichte hinterlässt keinen bleibenden Eindruck - wirkt spröde, oberflächlich, unausgereift.
Doch bei allem Ernst entbehren die Szenen nicht einer gewissen Komik und einer Leichtigkeit. Fazit: Auschwitz ist härtester Tobak, doch das hier ist nicht mehr als leicht verdauliche Kost.
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13.11.2007
Hier wird Literatur lebendig.
Austens Biografie liefert großartigen Stoff für die Leinwand, und Regisseur Jarrold weiß ihre Lebensgeschichte gekonnt filmisch umzusetzen. Gaben die Verfilmungen ihrer Romane (wie z.B. 'Stolz und Vorurteil') bereits Aufschluss über Sozialleben und Konventionen ihrer Zeit, so wirft 'Becoming Jane', wie der Film im Original treffender heißt, nochmal ein völlig neues Licht auf die Gesellschaft, weil er eben die Autorin selbst und nicht einen ihrer Protagonisten, quasi ein Phantasieprodukt von ihr, in den Mittelpunkt stellt.
Der Film überzeugt durch seine starken Charaktere und präzise Portraitierung. Emotionalität wird hier groß geschrieben, doch macht gerade das eine der größten Stärken des Films aus, der nie in den Kitsch abdriftet. Viel ist auch der hervorragenden Kameraführung zu verdanken; die Szenen werden in wunderschönen Bildern eingefangen.
Kein Blockbuster oder Film für die Massen, aber Literaturkenner werden ihn lieben und sich noch lange an einen nostalgischen Kinoabend zurückerinnern.
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07.07.2007
beginnen wir einfach mal damit, was man den machern dieses streifens zu gute halten kann: die synthie-pop-szene der 80er wird gnadenlos gut aufs korn genommen, die musik ist für fans dieses stils ein echter leckerbissen. man erhält gute einblicke in die kreative arbeit eines songwriters, und die darsteller nehmen sich selbst nicht allzu ernst. aber: barrymore ist schlicht und einfach 'süß' in ihrer rolle, mehr nicht. grant als der ewige gigolo besticht nicht gerade als herausragender schauspieler, ist aber ganz nett anzusehen. der film hat mäßig hohen unterhaltungswert, die dialoge sind nicht mehr als vorhersehbar. die story um den professoren-liebhaber ist irgendwie an den haaren herbeigezogen, und zu guter letzt: wer braucht so etwas wie 'feucht und glitschig'?
nett und kurzweilig als zeitvertreib, aber definitiv nichts für cineasten mit anspruch.
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23.06.2007
diesen film sollte man nicht nur sehen, wenn man etwas über apartheid wissen will, sondern auch, wenn man einen tiefen einblick in die abgründe der menschlichen seele gewinnen möchte. faszinierend ist sowohl das schauspiel der charakterdarsteller als auch die rekonstruktion des historischen geschehens.
kein wunder, dass der regisseur oscarprämiert ist; kein wunder, dass einem die sich langsam entwickelnde beziehung zwischen dem weißen gefängniswärter und dem schwarzen strafgefangenen mandela mehr als nahe geht.
der plot versinkt kein bisschen in pathos oder anklage, sondern zeigt konstant einen tiefen gehalt und viel substanz.
bevor man in den film geht, sollte man sich allerdings bereits bewusst machen, dass es sich hierbei um eine wahre begebenheit handelt - basierend auf den memoiren des rassistischen wärters james gregory. erst dann kann einen die geschichte 'richtig' erschüttern.
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07.04.2007
gut, wenn man sich von dem titel nicht abschrecken lässt - ich jedenfalls war froh, dass ich mein vor-urteil 'oberflächlich' vorzeitig abgelegt und mir den film angetan habe. man wird nicht nur prächtig unterhalten, sondern auch und gerade zum nachdenken angeregt. der film enthält einfach alles: er ist tiefgründig, witzig und tragisch zugleich ... voll von amerikanischem esprit, wenn es denn so etwas geben sollte. ein roadmovie voller überraschungen und schräger charaktere, witz- und temporeich, quirlig und turbulent. natürlich kann man argumentieren, dass es ein wenig zu viele skurrile typen auf einem haufen sind, aber das tut dem spaß am streifen keinen abbruch ...
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24.02.2007
wenn das leiden körperlich nachfühlbar ist, wenn die emotionen 'überspringen', wenn all das elend noch wochen nach dem kinogang in der eigenen seele nachklingt, dann dürfte den regisseuren etwas gelungen sein, was nicht jedem gelingt.
gut, dass hier in erster linie die allgemeine (un)menschlichkeit im vordergrund steht und auf pathos und geigen verzichtet wird. bei solch einem thema ist es heikel, den stoff umzusetzen in etwas, dass den ansprüchen des publikums gerecht wird und sich nicht in gemeinplätzen verliert.
harter tobak, der sehr lebensnah und weitgehend realitätsgetreu wiedergegeben wird.