Es gibt 1 Beitrag von jeanette
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15.03.2006
Auch ich bin ohne große Erwartungen an einen "Hollywood-Streifen", der ein homosexuelles Thema hat, reingegangen. Was kann da schon rauskommen? Ich konnte mir nur Schnulziges, vielleicht schon Abgegriffenes darunter vorstellen. Selbst unmittelbar nach dem Film dachte ich noch: "Wofür hat der denn die Oscars gekriegt? Zu wenig bombastische Landschaft für mein Gefühl, nichts Reisserisches ausser der einen Sex-Szene, und Country-Musik! Und die Jungs, ganz nett. Zum Teil schlecht geschminkt (bei den Altersszenen, speziell Heath)"
Aber dann, in der darauffolgenden Nacht, überkam mich ein dermaßener Ansturm von Gefühlen, dass ich plötzlich die ganze Tiefe und die verschiedenen Dimensionen der Geschichte zu begreifen begann.
Am meisten musste ich heulen über die Ungerechtigkeit und Intoleranz einer konservativen Gesellschaft, die über Leichen geht, um ihre Konventionen durchzusetzen. (Grüße an G.W.Bush!)
Der andere Grund zu tiefem Weltschmerz ist das Dilemma der Protagonisten, die in ihrer engen Welt von Konventionen gefangen sind und sich nicht emanzipieren können, während sich zur gleichen Zeit in den Großstädten die sexuelle Befreiung Bahn bricht. Das Ganze vor dem Hintergrund einer Unfähigkeit zu kommunizieren, seine Gefühle adäquat auszudrücken. (Ein typisches Männerproblem, heute noch?). Hinzu kommt noch der echte Hintergrund, die Natur, die doch Freiheit bedeutet, wo doch eigentlich alles möglich sein müsste...
Dem Regisseur ist es gelungen, mit eigentlich sehr sparsamen Mitteln (gar nicht so reisserisch oder bombastisch), mit langsam wirkenden, aber dafür um so gewaltigeren Elementen die Tragik herauszuarbeiten. Ganz wichtig auch die Funktion der Musik: Neben den Countrysongs bleibt die sagenhafte Steelguitar als Ohrwurm. Noch nie habe ich solche Nachwirkungen nach einem Kinobesuch gespürt. Phänomenal! Dieser Film hat mir auf eindringliche Weise gezeigt, was LIEBE bedeutet.