20.000 Days on Earth
Großbritannien 2014, Laufzeit: 97 Min., FSK 6
Regie: Iain Forsyth, Jane Pollard
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Ein Tag in der Höhle des Nick
Matt513 (266), 20.11.2014
Seit Jahrzehnten geistert Nick Cave durch das Feuilleton unserer kollektiven Wahrnehmung. Einen Tag seines Lebens (vielleicht der 20.000ste oder auch irgendein anderer) erlebt der Betrachter in vielen gedanklichen, teils fiktionalen Fragmenten mit, dem stream-of-consciousness in Ulysses ähnlich.
Neben Erinnerungen an die frühen Jahre als Post-Punk/Alternative/Rockmusiker teilt der Maestro des Morbiden seine Empfindungen beim Kunstschaffen sowie darüber, wie sich das Leben in seiner Wahrnehmung manifestiert (nämlich erst, indem man es erzählt und so vor dem Vergessen konserviert). Wer selbst schöpferisch tätig ist, mag es kennen, wenn man die Grenze des Bekannten, Schon-dagewesenen überschreitet. Man findet sich mit seinem geistigen Geschöpf wie mit einem Mustang auf der Wiese wieder. Was dann tun - zähmt man es, passt man es an, bis es den schon vorhandenen Werken (zu) ähnlich wird oder läßt man es wild, unvollendet; erträgt man den Rest Unsicherheit, ob‘s denn ‚gut‘ ist? Cave sucht genau diese Momente im Studio zu destillieren. Inmitten all des Bekannten manifestiert sich dann und wann das, was Cave Wahrheit nennt. Seine Kunst, das ist für ihn wie das Heraufbeschwören dieser Momente, das Schaffen eines Fleckens, an dem sich Phantasie und Realität durchdringen. Dies ist sein Antrieb, als Künstler auf der Bühne zu stehen und auf einer anderen Ebene beantwortet dies die Frage nach dem Funken, der uns alle antreibt.
Wir können es uns nicht erlauben, untätig zu sein, so Cave; besser einen vermeintlich schlechten Plan verfolgen als gar keinen – sein Wert offenbart sich nicht selten erst, wenn man ihn in die Tat umsetzt. So kann aus einer winzigen Flamme etwas werden, das die Welt verändert.