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2046
Hongkong/ Frankreich/ Italien/ China/ Deutschland 2004, Laufzeit: 127 Min.
Regie: Wong Kar-wai
Darsteller: Tony Leung Chiu-wai, Gong Li, Takuya Kimura, Faye Wong, Zhang Ziyi, Carina Lau, Chang Chen, Wang Sum, Lam Siu-ping, Maggie Cheung, Thongchai McIntyre, Dong Jie, Bey Logan

Wie kann man die eigenen, von Sehnsucht getriebenen Erinnerungen bewahren, ohne sie zugleich der Vergänglichkeit preisgeben zu müssen? Warum folgt man hierbei nicht einmal einem asiatischen Rat: Man suche ein Baumloch, flüstere dort seine Geheimnisse hinein und verschließe es danach. Was ist jedoch, wenn man seine Erinnerungen nicht an einem sicheren Platz weiß und sie gar für bereits verloren glaubt? Vielleicht lohnt sich in diesem Falle eine Reise nach 2046, einem Ort, der die Vergangenheit wieder auffindbar macht, aber von dem noch nie einer zurückgekehrt ist. Nach über vierjähriger Leinwand-Abstinenz präsentiert uns Wong Kar-Wai nach seinem damals u. a. in Cannes ausgezeichneten "In the Mood for Love" mit "2046" nun seine Version eines futuristischen Melodrams. Es ist das Jahr 1966, als der Schriftsteller Chow Mo-Wan (Tony Leung) von Singapur nach Hongkong zurückkehrt, um in einem, ihm nostalgisch vertrautem Hotel ein Science-Fiction-Roman mit dem Titel "2046" zu schreiben. Obgleich - oder vielleicht gerade weil - es ihm um die Zukunft geht, beginnt er sich vergangener, unerfüllter Liebschaften zu erinnern und verwebt sie mit seinem literarischen Werk. Die Grenzen zwischen wirklich Erlebtem und Fantasie verschwimmen, werden immer blasser, bis sie schließlich nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Sich nur an Erinnerungen zu erwärmen, auch wenn sie in die Zukunft, an den Ort '2046' gelangen, heißt, der Gegenwart keinen Raum zu lassen. Damit wird etwas angesprochen, was einen jeden schon einmal bewegt haben wird: die unerfüllbare Sehnsucht, die Flüchtigkeit der Zeit festzuhalten, der unerbittlichen Vergänglichkeit entgegenzuwirken. Ihr zur Seite steht ihre dunkle Schwester, die unglückliche Liebe. Diese beiden Themen sind nicht nur für "2046" kennzeichnend, sondern machen jeden Wong Kar-Wai-Film aus. Unverkennbar hat er hierfür eine eigene Filmsprache entwickelt. Dies zeigt sich nicht nur in der Wahl der Geschichten mit seinen einsamen, verlassenen Figuren, sondern gerade auch in den traurig-schönen Bildern des Kameramanns Christopher Doyle, der für fast alle Wong Kar-Wai-Werke verantwortlich zeichnet und für "In the Mood for Love" in Cannes den Preis für die Beste Kamera erhielt. Betonen muss man an dieser Stelle das Feingefühl, mit dem Wong den Einsatz von Musik betreibt, um melancholische Gestimmtheiten zu evozieren. Für "2046" ist hierbei eine außergewöhnlich interessante Auswahl getroffen worden. Besonders stark sind die europäischen Einflüsse geraten. So fand sogar zum allerersten Male eine Zusammenarbeit mit dem Fassbinder-Komponisten Peer Raben statt. Es wurden aber auch Original-Filmmusiken von Zbigniew Preisner und Georges Delerue aus Filmen von Kieslowski und Truffaut benutzt. Daneben stehen u.a. Stücke von Nat King Cole und Xavier Cugat oder lateinamerikanische Tänze aus den Nachtclubs der 20er Jahre. Letztlich dienen in "2046" alle filmischen Mittel dazu, uns zu betören, uns Leinwand-Poesie spüren zu lassen. Ist das Herz denn nichts anderes als ein einsamer Jäger, wie schon einmal Carson McCullers treffend bemerkte?

(Bea Hage, playtime by biograph)

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