7 Psychos
USA, Großbritannien 2012, Laufzeit: 109 Min., FSK 16
Regie: Martin McDonagh
Darsteller: Colin Farrell, Sam Rockwell, Christopher Walken, Woody Harrelson, Abbie Cornish, Tom Waits, Olga Kurylenko
>> www.7psychos.de
Sieben auf einen Streich! Während die meisten Filme mit einem Psychopathen auskommen, sind es hier gleich mehrere. Nach seinem gefeierten „Brügge sehen... und sterben“ begeistert Martin McDonagh erneut mit intelligentem Genre-Kino. Die Geschichte vom ideenlosen Drehbuchautor Marty, der in einen Strudel unvorhersehbarer Ereignisse gerät, überzeugt durch Vielschichtigkeit, skurrile Charaktere und eine gehörige Portion schwarzem Humors.
Eines der bekanntesten Lehrbücher über das Schreiben von Drehbüchern trägt den schönen Titel „Die Odyssee des Drehbuchautors“. Bei 7 PSYCHOS ist das durchaus wörtlich zu nehmen, denn zu Beginn des Films steckt Protagonist Marty (Colin Farrel) fest in der Hölle der Schreibblockade. Vielmehr als der Titel „7 Psychopathen“ ist ihm für sein neues Buch noch nicht eingefallen und auch die Trinkerei hilft nur temporär und düpiert besonders Freundin Kaya (Abbie Cornish). Da können gute Freunde hilfreich sein, doch der arbeitslose Schauspieler Billy (Sam Rockwell) schlägt gerne übers Ziel hinaus und lockt ein paar Psychopathen zu viel an. Besonders Billys Nebengeschäft als Hundekidnapper mit dem älteren Hans (Christopher Walken) wird zu einem echten Problem, weil sie den niedlichen Shih Tzu des brutalen Gangsters Charly (Woody Harrelson) entführen. Und dann gibt es noch diesen Typen mit dem Hasen (Tom Waits), der eine ganz eigene Geschichte zu erzählen hat...
Martin McDonagh, der gefeierte britische Bühnenautor, leugnet seine Wurzeln nicht und weiß das für seine Filmarbeit gut zu nutzen. Mit dem Kurzfilm „Six Shooter“ hat er 2006 direkt den Oscar bekommen und „Brügge sehen und sterben“ bescherte ihm zurecht internationale Anerkennung. Während der Dreharbeiten in Brügge schrieb er das Drehbuch von 7 PSYCHOS und ist damit den Schritt vorwärts von einer straighten, theatralischen Erzählweise zur Metaebene der filmischen Dramaturgie gegangen. Manchmal scheint es fast so, als wenn Quentin Tarantino ihm dabei die eine Hand gereicht hätte und Christopher Nolan die andere. Da verwundert es dann kaum noch, dass McDonagh ganz eklektisch Terrence Malick, Billy Wilder, Preston Sturges und Sam Packinpah als Vorbilder benennt.
Neben der großartigen Besetzung und den pointierten Dialogen überzeugt vor allem die komplexe Erzählstruktur, die mehr als einmal offen lässt, was der Fantasie des Protagonisten entsprungen ist und was nicht. Der Showdown in der kalifornischen Wüste irgendwo bei Los Angeles schraubt sich in ungeahnte Höhen und transzendiert den Vorgang des Schreibens im Sinne einer selbst gewählten temporären Schizophrenie. Solch tiefgehende Thematik kommt in den meisten Fällen eher trocken daher, doch bei 7 PSYCHOS wird das zu einer großen Show, die den Zuschauer vom ersten Moment an packt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt.
(Eric Horst - biograph)