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80 Millionen

80 Millionen
Polen 2011, Laufzeit: 102 Min.
Regie: Waldemar Krzystek

Meine Meinung zu diesem Film

Die netten Leute von der Staatssicherheit
Matt513 (266), 20.10.2013

Aus wahren Episoden während des polnischen Gewerkschaftsaufstands hat das Autorenduo Konopka/Krzystek einen ansehnlichen Film geschaffen, in dem die Spitze der Solidarność das Gewerkschaftsvermögen vor dem Zugriff des Staatsapparats zu sichern sucht. Daraus bezieht der Film seinen Namen - es geht um 80 Millionen Złoty.

Im Film stellt den jungen Solidarność-Funktionären der Staatssicherheitsdienst nach. Den Gesichtern nach unterscheiden sich die Gegner kaum, was eine anwesende ausländische Journalistin sogar explizit so anmerkt. Dies ist ein wichtiges Element; in der Realität ging die Korrumpierung der Gesellschaft so weit, daß man 'rein äußerlich' kaum unterscheiden konnte, wer Freund und wer Feind war. Regisseur Krzystek schießt hier jedoch übers Ziel hinaus. Seine Stasi ist viel zu menschlich, ja fast sympathisch geraten. Dialoge und Verfolgungsjagden haben bisweilen was von Slapstick, was den Film dort unpassenderweise in die Nähe einer Komödie rückt (häufiges Gelächter im Publikum). Da hätte ich mir viel deutlicher die stumpfe Fratze eines ungreifbaren Überwachungsstaats gewünscht, so wie dies z.B. in Das Leben der Anderen gelungen ist. Im Foyer war nach dem Film ähnliches zu vernehmen: In Wirklichkeit sei alles viel schlimmer gewesen. Auch die melodramatischen Momente in den Massenszenen haben gestört. Es ist ja zu verstehen, daß den Polen die Darstellung ihres Freiheitskampfes eine Herzensangelegenheit ist, aber Himmel – müssen denn bei sowas immer die üblichen Stereotypen des Kinos bemüht werden?

Grundsätzlich werden Filme wie dieser wieder wichtig, damit jedem klar wird, was für Sauereien totalitäre Regimes mit den Bürgern, ihrer Freiheit sowie der Wahrheit allgemein anzustellen imstande sind. Gerade in Zeiten, wo in Deutschland die DDR als 'eigentlich doch gar nicht so schlimm' verniedlicht wird und die Totalüberwachung des Bürgers sowie die Abschaffung der Demokratie auf leisen Sohlen vorankommt. Krzystek ist es gelungen, ein wichtiges Stück europäische Geschichte fürs Publikum einzufangen. Bloß an einer konsequenteren filmischen Umsetzung hat es mir gefehlt.

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