Agnes
Deutschland 2016, Laufzeit: 105 Min., FSK 12
Regie: Johannes Schmid
Darsteller: Odine Johne, Stephan Kampwirth, Berit Menze
Mit erzählerischer Raffinesse und viel Sinnlichkeit gelingt Johannes Schmid ein ebenso romantischer wie kluger Film über die (Un-)Möglichkeit einem Anderen wirklich nahe zu kommen. Lieben wir unsere Geschichten mehr als die Menschen, die wir gedanklich in sie verstricken? „Agnes“ wagt ein mentales Experiment und wird so auch dem Roman von Peter Stamm gerecht, der mittlerweile ein moderner Klassiker geworden ist.
Ein Sachbuchautor namens Walter, der nicht umsonst an die Hauptfigur von „Homo Faber“ erinnert, begegnet einer wesentlich jüngeren Frau, die ihn durch ihre emotionale Radikalität aus den Fugen bringt. Aus der Verlegenheit der ersten Begegnungen entwickelt sich ein Spiel zwischen den beiden: Was wenn Walter einen Roman über Agnes schreibt? Darüber wie er sie kennen gelernt hat, ihre Beziehung bewertet? Und darüber wie sie sich weiter entwickeln soll? Zunächst befeuert das gemeinsame Lesen und Schreiben die romantische Fiktion zwischen den beiden, doch schon bald wird sie vor allem für Walter zum fatalen Eskapismus.
Hervorragend konstruiert und gleichzeitig bewegend in Szene gesetzt - übrigens an vielen prominenten Orten in Düsseldorf - diese Kombination sieht man nur selten im Kino.
(SILVIA BAHL)