Aloys
Schweiz, Frankreich 2016, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Tobias Nölle
Darsteller: Georg Friedrich, Kamil Krejcí, Tilde Von Overbeck
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Nach dem Tod des Vaters besteht die Privatdetektei Adorn nur noch aus dem Junior. Ein verschrobener Einzelgänger, der die Welt durch den Sucher seiner Kamera wahrnimmt. Als ihm diese gestohlen wird und sich eine junge Frau telefonisch meldet, muss er seinen schwersten Fall lösen: sich selbst! Formal bestechend und visuell betörend gerät Tobias Nölles Film für den Zuschauer zur spannenden Grenzerfahrung.
„Aloys“ entzieht sich der klaren Plotstruktur einer klassischen Detektivgeschichte. Am ehesten kann man es als Psychogramm eines einsamen Mannes, der die Zeichen seiner Umwelt nicht mehr richtig zu deuten weiß, verstehen. Die Einheit von Zeit und Raum, Traum und Realität wird immer wieder durchbrochen. An dessen Stelle rückt ein Genresynkretismus, wie er auch im Kino eines Peter Stricklands (Berberian Sound Studio) zu Hause ist. Ein fast ausufernder Symbolismus durchzieht den Film und schlägt dabei den Bogen von der Technik zur Natur. In der Hauptrolle glänzt einmal mehr der Schauspieler Georg Friedrich, der es wie kein anderer schafft, eine derbe Verletzlichkeit auszustrahlen. Mit „Aloys“ hat der schweizerische Filmemacher Tobias Nölle ein ganz wunderbares Stück lyrischen Kinos geschaffen, das den geneigten Zuschauer gleichermaßen verstört und bezaubert.
(Eric Horst)