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Als der Wind den Sand berührte
Belgien/Frankreich 2006, Laufzeit: 96 Min., FSK 12
Regie: Marion Hänsel
Darsteller: Issaka Sawadogo, Carole Karemera, Asma Nouman Aden

Der Klimawandel assoziiert bei uns Gedanken an abschmelzende Polkappen, Hochwasserkatastrophen und Wirbelstürme. Zunehmende Wüstenbildung hört sich dagegen recht unspektakulär an. Und dennoch ist wohl genau das, die unmittelbarste und derzeit katastrophalste Auswirkung des Klimawandels, für die Marion Hänsel in ihrem neuesten Film eindringliche Bilder gefunden hat. Der Dorflehrer Rahne lebt zusammen mit seiner Frau Mouna und seinen beiden Söhne in einem Dorf in Afrika. Als ihm seine Frau ein Mädchen schenkt, rät ihm der Dorfälteste das Kind umzubringen, denn es gibt nicht mehr genügend Wasser für alle. Doch Rahne entscheidet das Kind zu behalten und nennt es Shasha. Einige Jahre später ist der Brunnen endgültig ausgetrocknet und das Dorf muss aufgegeben werden. Die Mehrheit der Bewohner zieht instinktiv gen Süden, doch Rahne entscheidet sich für den Osten, denn dort soll es jenseits der Wüste Seen geben. Und so zieht die kleine Familie zusammen mit ihrer kleinen Ziegenherde Richtung Osten. Im folgendem inszeniert Marion Hänsel eine Odyssee, die das Dilemma Afrikas in seiner ganzen Tragweite darstellt. Die Wasserlöcher liegen immer weiter auseinander und werden zunehmend vom Militär kontrolliert. Dieses stellt sich als völlig korrupt heraus, bietet Wasser und Schutz gegen ein Tier pro Tag, schickt die Migranten absichtlich in die falsche Richtung, um sie anschließend besser ausplündern zu können. Auch vor Rahne macht dieses Schicksal nicht halt und als er mitten in der Wüste zusammenbricht und später er in einem UN-Flüchtlingslager aufwacht, sieht er in die Augen seiner kleinen Tochter Shasha, die einzige, die mit ihm diese Reise überlebt hat. Beinahe könnte man Marion Hänsels Film als 'road movie' bezeichnen, doch hier ist die Reise keine Metapher für eine innere, psychische Bewegung, sondern pure Notwendigkeit, um zu überleben. Dabei fängt sie Bilder von archaischer Kraft ein. Die endlose Wüstenlandschaft und die gnadenlos herab strahlende Sonne bilden das Setting für ihre Protagonisten, die ihren Todeskampf mit Stolz und Würde aufnehmen und sich nie beklagen. Doch wenn sie auf ihrer Reise öfter auf Gewehre als auf Wasser treffen, wird man das Gefühl nicht los, dass die sogenannte zivilisierte Welt mehr mit diesem Problem mehr zu tun hat, als ihr lieb sein kann.

(Kalle Somnitz, playtime by biograph)

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