Ana, mon amour
Rumänien, Deutschland, Frankreich 2017, Laufzeit: 125 Min.
Regie: Calin Peter Netzer
Darsteller: Mircea Postelnicu, Diana Cavaliotti, Carmen Tanase
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Aufopferungsvoll kümmert sich Toma um seine psychisch kranke Freundin, beschwört die Liebe und scheut keine Mühe, ihre Beziehung immer wieder aus allen Entgleisungen zu retten. Doch durch die raffinierte Montage zeichnet sich bald schon ein anderes Bild: Nicht chronologisch, sondern über die Gefühlsambivalenzen der Beziehung entfaltet Calin Peter Netzer nach seinem Bären-Gewinner „Mutter und Sohn“ erneut ein komplexes Porträt psychischer Abhängigkeitsstrukturen.
Nach so vielen gemeinsam verbrachten Jahren scheint die Erkenntnis „Ich habe Dich nie geliebt“ nicht nur unerträglich, sondern auch rätselhaft. Was war es dann, das beide Partner, allem gegenseitig zugefügten Kummer zum Trotz, in der Beziehung hielt? In einer Psychoanalyse versucht Toma fragmentarisch sein schwieriges Verhältnis zu Ana zu begreifen und muss mehr und mehr feststellen, dass seine Leidenschaft vor allem durch die vermeintliche Hilflosigkeit und Unzugänglichkeit seiner Freundin motiviert war. Als Ana nach einem schweren Zusammenbruch selbst eine Analyse macht, und daraufhin für ihr eigenes Leben Verantwortung übernimmt, wird Toma plötzlich mit den tieferen Ursachen seines Helfersyndroms konfrontiert. Netzers neues Werk zeigt, mit großer Eindringlichkeit, die Macht der Übertragung in persönlichen Beziehungen und ihre Fähigkeit, diese so weit zu strukturieren, dass uns die eigentliche Erfahrung mit dem Gegenüber verloren geht.
(SILVIA BAHL)