Anderland
Norwegen 2006, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Jens Lien
Darsteller: Trond Fausa Aurvåg, Per Schaanning, Petronella Barker, Birgitte Larsen, Johannes Joner
Anderfilm
Colonia (683), 06.12.2007
Wahrscheinlich kann man "Anderland" nur lieben oder hassen. Anders sind die Anhäufung von Filmpreisen einerseits und die teils verhaltenen Kritiken in den Medien andererseits nicht erklärbar.
Ich tendiere dazu, den Film für genial zu halten. Da haben mich die gestochen scharfen wundervollen Bilder beeindruckt (Kino für die große Leinwand) und die Geschichte fasziniert. Genauso war ich aber auch, als ich die Kurzbeschreibung auf diesen Seiten erst nach dem Kinobesuch las, sehr erstaunt. Hatte ich doch eine gänzlich andere und für mich völlig klare Interpretation des Ganzen und hätte demzufolge eine ganz anders lautende Inhaltsbeschreibung abgefasst.
Es ist sehr schwer, etwas zum Film zu schreiben, ohne zu viel zu verraten. Also lasse ich es und sage: Selber ansehen! Und zwar, ohne zu wissen, worum es geht.
Leider macht sich "Anderland" sehr rar in den deutschen Kinos.
www.kalk-kultur.de
Unserland
nothing (53), 09.10.2007
Anderland. Ein Traum? Geputzte Straßen, Vollbeschäftigung, Gespräche über Inneneinrichtung. Ein Alptraum? Irgendwas fehlt. Das Unbehagen schleicht sich langsam ein. Was nicht stimmt, fällt auf den ersten Blick nicht auf. Das Essen schmeckt nicht, es gibt keine Freude, kein Streit. Keine Leidenschaft. Keinen Tod. Es gibt keinen Zwang, keine Strafe. Es gibt keinen Ausweg.
Anderland ist in vielen Aspekten wahrscheinlich genau das, wonach man sich sehnt. Es ist verblüffend, wie man sich dennoch als Zuschauer mit dem unzufriedenen, rebellischen Protagonisten identifiziert, wie man die Ruhe nicht aushält, wie einen langsam das Grauen erfasst vor der sauber polierten Oberfläche, dem freundlichen Chef, der einfachen Arbeit, den netten Kollegen und den anspruchslosen Frauen. Und doch fragt man sich vielleicht manchmal: Würde man selbst fliehen wollen aus Anderland? Viele sind hier sehr zufrieden. Oder ist man längst schon da?
Schön, dass Jens Lien auch dem Zuschauer keinen einfachen Ausweg aus Anderland anbietet.