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Angel - Ein Leben wie im Traum
Frankreich/Großbritannien/Belgien 2007, Laufzeit: 137 Min., FSK 6
Regie: François Ozon
Darsteller: Romola Garai, Lucy Russell, Michael Fassbender, Sam Neill, Charlotte Rampling, Jacqueline Tong, Janine Duvitski, Christopher Benjamin, Jemma Powell, Simon Woods, Alison Pargeter

In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen erträumt sich die junge Angel eine Karriere als berühmte Schriftstellerin. Schon bald wird aus dem Traum Wirklichkeit, denn ihre kitschigen Phantasien treffen den Zeitgeist in England zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Franois Ozon ist hier ein farbenprächtiges Melodram um Schein und Sein gelungen. Dass Franois Ozon die menschliche Seele differenziert zu ergründen vermag, hat er in seinen vergangenen Filmen ("Die Zeit, die bleibt") gekonnt bewiesen. Auf ein bestimmtes Genre legt er sich dabei nicht fest, sondern reflektiert Themen wie Wirklichkeit und Illusion und die allgegenwärtige Selbstlüge immer wieder aufs Neue. So ist auch der Charakter der Angel in seinem neuen Film ein gutes Beispiel für mangelnde Selbsteinschätzung, denn Zweifel an ihren literarischen Fähigkeiten sind Angel fern, solange sie nur genug bewundert wird. Der neu gewonnene Reichtum ermöglicht ihr, Traum und Wirklichkeit immer mehr in Einklang zu bringen. Sie kauft sich ein Herrenhaus, trägt teure Roben, diniert an prachtvollen Tafeln, doch die Diskrepanz zwischen dem was Angel vorgibt zu sein und dem, was sie eigentlich ist, wird jedem Besucher deutlich. Auch die Liebe zu dem erfolglosen Maler Esme ist problematisch und so flüchtet sich Angel immer mehr in ihre Phantasiewelt. In seinem ersten englischsprachigen Film entwirft Ozon basierend auf dem gleichnamigen Roman von Elizabeth Taylor eine Welt im Stile des großen Gefühlskinos der vierziger und fünfziger Jahre inklusive grandioser Aufnahmen und prunkvoller Dekors. Angels erträumte Welt ist wie ein Regenbogen über einer dramatischen Liebesszene, so wird das frisch vermählte Paar bei einer Gondelfahrt in Venedig und einem Eselsritt in prächtigen Farben inszeniert und filmische Mittel wie die Rückprojektion erinnern an die Blütezeit des Melodramas. Der als kühler Stilist bekannte Ozon entwickelt bei "Angel" eine Art Über-Manierismus, der das Gezeigte ironisiert und den ambivalenten Charakter seiner Protagonistin deutlich werden lässt. Denn so wie Angel sich selbst und ihre Umwelt belügt, lügen auch die Bilder. Ozon inszeniert im Sinne der Erkenntnis, dass der schöne Schein als Lebensprinzip ins Unglück führt.

(Eric Horst, playtime by biograph)

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