Anselm – Das Rauschen der Zeit
Deutschland 2023, Laufzeit: 93 Min., FSK 0
Regie: Wim Wenders
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Nicht nur das 3D-Format erinnert an Wenders Verfilmung von Handke-Texten in DIE SCHÖNEN TAGE VON ARANJUEZ. Wie damals in dem verwunschen Garten streift Wenders hier mit der 3D-Kamera durch Anselm Kiefers Ateliers und Anwesen, die er in den vergangenen Jahrzehnten genutzt hat. Sie sind so riesig, dass er sie nur mit dem Fahrrad erschließen kann.
Das ist ein gefundenes Fressen für Wenders 3D-Kamera, doch es geht ihm nicht allein um ein Künstlerporträt im herkömmlichen Sinne, wie es 2011 Sophie Fiennes mit OVER YOUR CITIES GRASS WILL GROW über Kiefer gedreht hat. Er versucht dessen Kunst zu begreifen, zeigt ihn, wie er großformatige Plastiken und Bilder u.a. mit geschmolzenem Metall und Schweißbrenner bearbeitet, verbindet seine Werke mit anderen Künsten, um sie so in Kontext zu setzen und zu erschließen. So lässt er den Beuys-Schüler auch selbst zu Wort kommen, rezitiert Ingeborg Bachmann, um Kiefers Verbundenheit zu der deutschen Schriftstellerin zu zeigen und versucht u.a. mit Celans „Todesfuge" all dies mit kongenialer Musik in dreidimensionalen Sphären zusammenzuführen. Ein Kunstwerk von einem Film, das in Cannes viel Anerkennung erfuhr.
(Kalle Somnitz)