Arrival
USA 2016, Laufzeit: 116 Min., FSK 12
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker
>> www.arrival-film.de
Enigmatisch
Raspa (392), 22.12.2016
Vieles haben meine drei Vor-Kritiker schon geschrieben, so dass ich auf Wiederholungen verzichten kann. Ich muss sagen, dass auch mich v.a. die optische und die akustische Ebene sehr beeindruckt haben. Auch die darstellerische Leistung von Amy Adams ist unbedingt hervorzuheben. Inhaltlich gesehen, ist es allerdings kaum sehr glaubhaft, dass man sich in solch einer Situation der Arbeit nur einer einzigen Linguistin, egal wie bewandert diese auch sein mag, bedienen würde, statt ein Team erstklassiger Sprachwissenschaftler zusammenzustellen. Da siegt die Dramaturgie über die Wahrscheinlichkeit. Ich war mir auch sonst am Ende nicht ganz so sicher, wie sehr mir die innere Logik des Plots wirklich einleuchtet. Vielleicht müsste man den Film ein zweites Mal sehen, um ihn gerecht beurteilen zu können. Was ja immerhin nicht das Schlechteste ist, was man über ein solches Werk sagen kann.
Packend inszeniertes Sci-Fi Drama
pippo912 (1), 12.12.2016
Denis Villeneuve, bekannt durch letztjährigen Oskar-Aspiranten "Sicario", wagt sich mit seinem neuesten Werk "Arrival" an das nächste ambitionierte Leinwandprojekt. Dieses Mal läuft er sich mit einem intelligenten Sci-Fi-Thriller für sein Sequel zum Blade Runner, geplant für 2017, warm.
Sprachwissenschaftlerin Louise (Amy Adams) wird von der amerikanischen Regierung kontaktiert, um mit aus dem Nichts aufgetauchten Außerirdischen zu kommunizieren und herauszufinden, was sie im US Bundesstaat Montana suchen. Zeitgleich tauchen auf der Welt elf weitere, identische Raumschiffe auf. Den Hintergrund der Handlung, bzw die globalen Hintergünde, erfährt der Zuschauer durch Collagen aus Nachrrichtensendungen: Wie handeln die anderen Nationen und welche Auswirkungen hat das auf Louises Arbeit? Wird sie durch Entschlüsseln der Aliensprache einen Präventivschlag der Menschen abwenden können?
Auch im neusten Anlauf vermag der kanadische Regisseur vieles richtig anzustellen: Der Film sieht wunderbar aus. Die Kamera bildet ein herausragendes Zusammenspiel mit dem düsteren, ebenso minimalistischen wie kraftvollem Score.
Bestimmte Szenen, wie die Kontaktaufnahme der Protagonisten mit den siebenbeinigen Aliens beim ersten Betreten des muschelförmigen Raumschiffs, bleiben im Gedächtnis. Derart packend inszeniert, dass der gesamte Kinosaal im Kollektiv tief in seinen Sessel rutscht und die Augen nicht von der Leinwand lassen kann.
Auch positiv zu vermerken: Endlich mal wieder eine klischeebefreite, weibliche Protagonistin in einem Science Fiction-Film. Das hat doch mit Sigourney Weaver und Jodie Foster bereits herausragend funktioniert, warum also nicht häufiger?
Auch wenn kleinere Makel verhindern, dass der Film in die A-Liga der Sci-Fi-Streifen vorrückt, bspw. fällt die Zeichnung von Jeremy Renners Charakter viel zu flach aus, so ist er doch insgesamt mit dem Prädikat "höchst sehenswert" auszuzeichnen. Besonders auf der Leinwand!
Diesmal eine Raumschale statt eines Raumschiffes
woelffchen (597), 01.12.2016
Mit einem 50 Mio. Dollar Budget hat Denis Villeneuve dieses Science-Fiction-Spektakel in Szene gesetzt und dabei den Betrachter für knapp 2 Stunden in seinen Kinosessel ge- oder verbannt, je nachdem, wie dieser Streifen bei einem jeglichen Individuum ankommt, das sich bei einer Investition von ca. 8 - 10 € nicht davon abhalten ließ, seinen Eintritt zum Kinosaal zu verschaffen. Wieder einmal landen außerirdische Raumschiffe, diesmal gleich 12 an der Zahl, auf dem Planeten Erde und die Erdenbewohner sind ob dieses Besuches, der eigentlich ganz friedlich verläuft, verwirrt und sie wissen nicht, was sie tun sollen - wie das meistens in solchen Filmen der Fall ist. Wer hat auch schon genügend Erfahrung im Umgang mit diesen Aliens? Also macht sich wieder einmal ein Team von Experten auf den Weg, um mit Hilfe der Sprache, denn dazu haben wir sie ja, mit ihnen Kontakt aufzunehmen und die wichtigen Fragen: Wer seid ihr? Woher kommt ihr? und Was wollt ihr hier? beantwortet zu bekommen. Es ergibt sich ein linguistisches Problem, weil die Besucher nicht die jeweilige Landessprache beherrschen, in denen ihr Raumschiff - eigentlich mehr eine Raumschale - gelandet ist. Da nehmen dann eine Linguistin und ein Mathematiker zielstrebig die Sache in die Hand und nähern sich langsam - Schritt für Schritt - der Beantwortung dieser Fragen. Und das dauert - verständlicherweise - denn wer kann sich schon der Eigentümlichkeit einer Aliensprache so im Sauseschritt nähern? Mandarin etc.: ja - aber Alien? Wird ja noch nirgendwo unterrichtet. Das Ende der Invasion soll hier nicht verraten werden. Möge sich doch jeder, der zu erfahren es sich in den Kopf gesetzt hat, eine Kinokarte kaufen und es selbst erleben. Fazit: Angenehme Unterhaltung - aber weit weg vom Hype, der darum gemacht wurde. Letztlich: Doch immerhin sehenswert.
"Offer weapon."
Matt513 (266), 28.11.2016
Auf effektive Kommunikation kommt es an in Villeneuves neuestem Film. Das liegt nahe angesichts des Umstands, daß Aliens zu Besuch auf der Erde sind, ohne daß man weiß, warum (zu Zeiten von Independence Day waren sie wenigstens noch so nett, die Menschheit ohne große Umschweife den Grund ihres Kommens wissen zu lassen). Daher widmet sich das Team um die Sprachwissenschaftlerin Banks zunächst mal der Aufgabe, wenn nicht einen gemeinsamen Code zu schaffen, dann mindestens die merkwürdigen Kreise zu entschlüsseln, welche die fremden Lebewesen aus dem Handgelenk, pardon, Tentakel schütteln. Aber wenn schon die Kommunikation zwischen Erdenbewohnern anspruchsvoll sein kann, weil sie auch bei gemeinsamem Sprachcode immer noch der doppelten Brechung durch die kognitiv/sozial geprägten Filter von Sender sowie Empfänger unterliegt, reicht es bei der Verständigung zwischen Erdlingen und Außerirdischen schon mal gar nicht, bloß eine grobe Interpretation des Codes der jeweiligen Gegenseite zu besitzen. Es ist das richtige Verständnis um die jeweilige Semantik, welches den schmalen Grat zwischen dem Wunder eines friedvollen Austauschs und einer kriegerischen Auseinandersetzung aus nichtigem Anlaß zieht. Villeneuve stellt dies vortrefflich dar, außerdem wie kurz die Militärdoktrin von Supermächten greifen kann. Es ist zwar grundsätzlich richtig, eine extraterrestrische Aggression in Erwägung zu ziehen, bloß sollte man sich damit nicht den Blick auf alle anderen Möglichkeiten vorschnell verbauen. Auch daß die Art, wie Kommunikation zwischen Menschen ausgestaltet ist, nicht die einzig mögliche im Universum ist bzw. daß Sprache anderswo auch eine gänzlich andere Funktion haben kann, ja auch das lohnt einen Gedanken. Andere Welten, andere Sitten. Der ganze Film lädt auf bemerkenswerte Weise zum Blick über den Tellerrand ein.
Den Kreisen der Aliens ähnlich verläuft die Handlung mit Zirkelbezügen. Sehr elegant. Und dann sehr hübsch, wie Banks die Telefonnummer erfährt. Gleich danach kommt es dann schon wieder auf effektive Kommunikation an, und zwar dalli-dalli.
Sehr gelungen der reduzierte, bisweilen traumartige Erzählstil sowie die Entwicklung der Handlung quasi aus dem Stand ohne jegliches ablenkendes, gar pathetisches Beiwerk. Unbedingt im Kino gucken, nicht nur der umwerfenden Optik, sondern auch des verstörenden Sounds häufig im niederfrequenten Bereich wegen.