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Beautiful Boxer
Thailand 2003, Laufzeit: 116 Min.
Regie: Ekachai Uekrongtham
Darsteller: Asanee Suwan, Sorapong Chatree, Om-Anong Panyawong, Nukkid Boonthong

Der Schwerpunkt des Films liegt wohl mehr auf 'beautiful' als auf 'Boxer', denn der thailändische Theaterregisseur erzählt hier in seinem vielfach ausgezeichneten Spielfilmdebüt in wunderschönen Bilder und mit viel Sinn für Poesie von einem kleinen Jungen, der zum Thai-Boxer werden muss, um seinen größten Traum zu erfüllen: endlich eine Frau zu werden. Das mit dem kleinen Nong Toom etwas nicht stimmt, hat seine Mutter schon in frühen Tagen gemerkt. Seine Vorliebe für Blumen, schöne Frauenkleider und Kosmetika ist so ganz untypisch für einen Jungen seines Alters. In der Schule bringt ihm sein ungewöhnliches Verhalten oft Ärger ein. Als Außenseiter wird er nicht selten aufgezogen, gehänselt oder gar verprügelt. Da reicht es dann sogar der Mutter, die ihren Sohn ermahnt, sich zu wehren. Eine Forderung, die Nong Toom lange nicht umzusetzen weiß, bis er als junger Mann zufällig auf dem Jahrmarkt in einen Thai-Boxkampf verwickelt wird und ihn prompt gewinnt. Von der Siegerprämie kann er seiner in großer Armut lebenden Familie ein prachtvolles Abendessen spendieren, doch die eigentliche Befriedigung erhält er aus der Tatsache, sich endlich einmal Respekt verschafft zu haben. So wird aus dem Jungen, der so gern ein Mädchen wäre, zunächst einmal ein Kickboxer. Nong Toom trainiert hart, wird zum Profiboxer und gewinnt einen Kampf nach dem anderen. Von den Siegesprämien kann er seine Familie unterstützen, doch für die von ihm herbei gesehnte Geschlechtsumwandlung reicht das bei weitem nicht. Dafür muss er ein Champion werden, doch diese Chance erhalten nur wenige. Gut zu sein allein reicht nicht, man muss auch für die entsprechende Publicity sorgen, und so macht er seine Not zur Tugend. Er schminkt sich vor den Kämpfen, trägt feminine Outfits und zieht so noch mehr den Zorn seiner Gegner auf sich, die er um so glorreicher besiegt. Kein Wunder, dass die Medien voll auf ihn abfahren, aber er hat auch Feinde ausserhalb des Rings. Dadurch, dass er niemals seine Weiblichkeit versteckt, stellt er das Männlichkeitsbild, das die Öffentlichkeit gemeinhin vom Thai-Boxer hat, in Frage und wird zum lebenden Paradoxon: Er kämpft wie ein Mann, damit er eine Frau werden kann. Der Theaterregisseur Ekachai Uekrongtham verfilmte diese wahre Geschichte mit phantastischen Bildern, die den Gegensatz zwischen Schönheit und Gewalt ein ums andere Mal auflösen. Seine Boxkämpfe sind Choreographien, seine Farben leuchtend und lebensbejahend, symbolisieren dennoch Leid und Tragik. Dabei verliert er nie seine positive Grundeinstellung und ist wie sein Held bereit, ungewöhnliche Wege zu gehen, wenn sie ihn nur ans Ziel führen. So gelingt ihm das Porträt einer vielschichtigen thailändischen Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne, das in seiner Toleranz gegenüber dem Andersartigen absolut überzeugt. Der echte Nong Toom hieß übrigens Rarinya Charoenphol und errang seinen bedeutendsten Sieg am 5.12.1999: Er verließ das Bangkoker Krankenhaus, in das er sich fünf Tage zuvor hatte einweisen lassen, als Frau.

(Kalle Somnitz, playtime by biograph)

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