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Black Book

Black Book
Niederlande, Deutschland, Großbritannien 2006, Laufzeit: 145 Min., FSK 16
Regie: Paul Verhoeven
Darsteller: Carice van Houten, Sebastian Koch, Thom Hoffman, Halina Reijn, Waldemar Kobus, Derek de Lint, Christian Berkel, Dolf De Vries, Peter Blok, Michiel Huisman, Ronald Armbrust, Frank Lammers, Matthias Schoenaerts, Johnny de Mol

Lange schon verweilt Kinoprovokateur Paul Verhoeven in Hollywood und seinen letzten europäischen Film ("Fleisch & Blut") drehte er im Jahre 1985. Nun nach über 20 Jahren meldet er sich zurück in seiner Heimat, um ein Stück polarisierende, Zeitgeschichte zu erzählen. Angesiedelt ist "Black Book" in den Niederlanden ein Jahr vor Ende des 2. Weltkrieges und handelt von einer jüdischen Widerstandskämpferin deren Seitenzugehörigkeit nicht immer eindeutig ist. Die jüdische Sängerin Rachel Stein (Carice van Houten) ist, wie viele ihrer Landsleute, auf der Flucht vor den Nazis. Als ihre erste Zufluchtsstätte durch eine Bombe zerstört wird begibt sie sich mit einer Gruppe anderer Juden auf ein Boot, um in den bereits befreiten Süden der Niederlande zu gelangen. Die Nazis jedoch bekommen Wind von der Sache, reiben das Boot auf und erschießen alle an Bord befindlichen Personen. Lediglich Rachel kann sich retten. Unter den Opfern ist auch ihre ganze Familie. Jetzt da sie nichts mehr zu verlieren hat, schließt sie sich dem niederländischen Widerstand an. Ab sofort nennt sie sich Ellis de Vries und knüpft zufällig Kontakt mit Ludwig Müntze (Sebastian Koch), einem deutschen Offizier des Sicherheitsdienstes. Da dieser sofort von ihr angetan ist, versucht die Widerstandsgruppe sich diesen Umstand zu Nutze zu machen, um einige Gefangene zu befreien. Ellis wird eingeschleust in die Zentrale des Sicherheitsdienstes, schafft es sogar eine Abhöreinrichtung dort unter zu bringen, doch letztlich scheitert das Vorhaben, da sie eine viel intensivere Liaison mit Müntze eingegangen ist, als geplant war. Folglich geben beide Seiten ihr die Schuld am Scheitern und Ellis muss erneut untertauchen. Wieder ist sie also auf der Flucht und selbst als das Kriegsende naht scheint ihre Erlösung noch in weiter Ferne. Nach seiner Rückkehr aus Hollywood hat sich Paul Verhoeven gleich eines der brisantesten Themen angenommen: der niederländischen Kollaborateure. Und dies ist gewiss kein Schnellschuss. Wie viel Herzblut der Regisseur mit in dieses Projekt eingebracht hat, zeigt allein schon der langjährige Schreibprozess am Drehbuch. Ganze zwanzig Jahre, hat er zusammen mit seinem Co-Autor Gerard Soeteman diesem Projekt gewidmet. Bewusst gegen Strich gebügelt ist das Ergebnis der Story. Während gemeinhin eine solche Thematik eher als Flüchtlingsdrama inszeniert würde, hat sich Provokateur Verhoeven dazu entschieden ein Genre zu wählen, dass so gar nicht dazu passen mag. In Form eines Thrillers erzählt er ein Stück niederländischer Geschichte, dass klar kontrovers angelegt ist. Während die Seiten der Guten und der Bösen per se klar definiert scheinen, zeigt er eine differenzierte Sichtweise der Ereignisse. Zum einen verdeutlicht er, dass der Widerstand keineswegs nur hehre Ziele verfolgte und zum andern gibt er den Nazis auch ein Gewissen. So nimmt er Abstand von klaren schwarz-weiß Zeichnungen und konzentriert sich auf die Grautöne, die in Holland bereits zu vehementen Diskussionen führten.

(Mathias Bornemann, playtime by biograph)

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