Blitz
Großbritannien, USA 2024, Laufzeit: 120 Min., FSK 12
Regie: Steve McQueen (II)
Darsteller: Saoirse Ronan, Elliott Heffernan, Harris Dickinson
Blitzkrieg in London, täglich fallen Bomben und die Bevölkerung kämpft darum, dass die U-Bahn-Stationen geöffnet werden, um Schutz zu finden. Circa 1,5 Millionen Menschen fliehen aufs Land. Mehr als die Hälfte sind Kinder. Und auch der neunjährige George (Elliott Heffernan in seiner ersten Rolle), dunkelhäutiger Sohn der alleinerziehenden Rita (Saoirse Ronan), ist dabei.
George hält aber gar nichts von dieser Evakuierung, will nicht weg von seinen Freunden, seiner Familie und vor allem seiner Mutter. Außerdem hat er wohl auch ein wenig Angst, wie er in der Fremde als gemischtrassiger Junge aufgenommen wird. Seine Befürchtungen bestätigen sich schon auf der Hinreise, als er von zwei Jungs gemobbt wird und in Panik die Entscheidung trifft, kurzerhand aus dem fahrenden Zug zu springen. Danach macht er sich den Eisenbahnschienen entlang auf den Weg zurück nach Hause.
Eine abenteuerliche Reise wird das werden, die ihn durch ein England führt, dessen Einwohner durchaus rassistisch und fremdenfeindlich, aber auch solidarisch und empathisch sein können. Der Krieg bringt bei vielen Menschen das Gute hervor, bei anderen aber auch das Schlechte, und diese Erfahrung wird George in der vollen Breite machen. Als das Leben ihm mal wieder übel mitspielt, ist er traurig und will kein schwarzer Junge mehr sein, trifft aber in einem Luftschutzbunker auf einen schwarzen Soldaten, der sich seiner annimmt und in dem Schutzraum mit großer Weisheit für Ordnung sorgt. Er erinnert ihn an seinen Vater und gibt ihm seinen Stolz zurück. Doch der neu gewonnene Freund ist genauso schnell wieder verschwunden, wie sein Vater, der wegen eines Streits, den er nicht verursacht hat, verhaftet und seitdem nie wieder gesehen wurde.
So geht Georges Odyssee weiter. In einer Episode, die aus einem Buch von Charles Dickens stammen könnte, gerät er an eine Diebesbande, die ihn für diverse Diebstähle und Plünderungen missbraucht. Hier lernt er den Reichtum und die Dekadenz des Westends kennen, gerät aber auch in einen Bombenangriff, der zu einem Wassereinbruch in der U-Bahn-Station führt und kann aufgrund seiner geringen Körpergröße ein Gatter öffnen und so vielen Engländern das Leben retten.
Zuhause hat inzwischen seine Mutter die Nachricht erhalten, dass ihr Sohn nicht am Zielort angekommen ist. Sofort legt sie ihre Arbeit in der Munitionsfabrik nieder, um die Behörden aufzumischen und ihnen mangelnde Sorgfaltspflicht vorzuwerfen. Doch in all diesen Ärger platzt der heimkehrende Sohn.
Steve McQueens Verfilmung dieser Odyssee lässt nicht nur nachfühlen, wie es ist, wenn Bomben auf zivile Ziele fallen, er zeigt auch, was der Blitzkrieg für die Engländer bis heute bedeutet. Daneben lässt er aber auch Gedanken über Rassismus einfließen, die schwarze Protagonisten oft als Gutmenschen darstellen, deren Einsatz für das Empire ihnen selten gedankt wird. Angesichts seiner Herkunft seien ihm diese Klischesierungen, die eigentlich nicht hierher gehören, verziehen, gelingt es ihm doch trotz eines relativ schmalen Etats, der ihm keine cinmetograhischen Eskapaden erlaubte, dies mit einem innovativen Artwork in einen Vorteil zu verwandeln und die Schrecken des Blitzkrieges erfahrbar zu machen. Überzeugend vor allem Elliot Heffernan als George in seiner ersten Rolle, nur für Saoirse Ronan hätte man sich eine größere Rolle gewünscht, die sie nicht nur auf ihren Wimpernschlag und ihre Gesangskünste reduziert.