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Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten
Irland, Großbritannien, Kanada 2015, Laufzeit: 112 Min., FSK 0
Regie: John Crowley
Darsteller: Saoirse Ronan, Emory Cohen, Domhnall Gleeson, Jim Broadbent, Julie Walters
>> www.fox.de/brooklyn

Die Saison der großen Preisverleihungen hat begonnen. Pünktlich zur Jahreswende erscheinen die wundervollsten cineastischen Perlen, um bei den Golden Globes und Oscars abzusahnen. Eine nicht ganz unbeträchtliche Rolle bei den kommenden Prestigeveranstaltungen dürfte dieses herausragend inszenierte Drama einnehmen. Basierend auf dem gleichnamigen Roman des gefeierten irischen Schriftstellers Colm Tóibín, immigriert die junge Eilis Lacey aus ihrem beschaulichen Dorf in Irland ins Großstadtgefilde von New York, Brooklyn. Ein ohne viel dramaturgischen Aufwand, aber extrem präzise gefilmtes Meisterwerk mit einer brillanten Hauptdarstellerin.

Der Romanautor Nick Hornby, der die Vorlagen zu „About A Boy“ oder „High Fidelity“ lieferte, machte sich in vergangener Zeit auch als Drehbuchautor einen Namen und adaptierte „An Education“, als auch „Der große Trip – Wild“ für die Leinwand. Für Ersteren wurde er sogar mit einer Oscarnominierung bedacht. Ein Coup, der sich mit dieser jüngsten Adaption wiederholen könnte. Geschildert wird die Reise der jungen Eilis Lacey (Saoirse Ronan), die, um den ärmlichen Verhältnissen ihrer Geburtsstätte zu entkommen mit der Hilfe eines Pfarrers (Jim Broadbent) und der Unterstützung ihrer älteren Schwester nach Amerika übersiedelt, um dort ein Leben in Angriff zu nehmen, welches ihr größere Perspektiven bietet. Schon die rüde Überfahrt auf einem ungastlichen Dampfer hinterlässt einen bitteren Vorgeschmack. Im Stadtteil Brooklyn angekommen, wo sie Herberge bei einer alten Gemeindehelferin (Julie Walters) findet, wird sie bald von quälendem Heimweh eingeholt. Erst die Bekanntschaft mit dem italo-amerikanischen Jungen Tony (Emory Cohen) weckt ihre Lebensgeister neu und vermag, ihr über ihre Sehnsucht nach der Familie hinwegzuhelfen. Bis sie tragische Nachrichten aus Irland ereilen...

Samt seinem dezenten narrativen Duktus kitzelt Regisseur John Crowley Bestleistungen aus seiner hochkarätigen Darstellerriege. Die eingewebten, romantischen Noten der Geschichte sind dabei keineswegs rührselig oder sentimental, sondern bewegen vielmehr durch ihre sanfte Zurückhaltung und die sensationelle Chemie der jungen Hauptdarsteller Saoirse Ronan und Emory Cohen, der seiner Leinwandpartnerin in Nichts nachsteht. Wunderschön gefilmte Sequenzen bei den ersten Annäherungen der Beiden sorgen nicht nur bei ihnen, sondern auch beim Zuschauer für aufgeregtes Herzflattern. Saoirse Ronan, die für ihre Rolle bereits jetzt eine Golden Globe Nominierung als Beste Hauptdarstellerin erntete und auch zu den heißen Favoritinnen für die kommenden Oscars gilt, hat sich seit ihrem Debüt in "Abbitte" zu einer der gefragtesten Charaktermiminnen Hollywoods gemausert. Schlicht und ergreifend beeindruckend ist ihr ehrliches, authentisches und reifes Spiel, in dem sie durch Gestus und Mimik Emotionen kenntlich macht, die kaum in Worte zu fassen wären und tief berühren. So gerät sie zum absoluten Glücksgriff für diese schmal budgetierte Produktion, die sich auf eher kleinere Szenen beschränkt, damit aber auch zeitgleich die erstmalige Beklommenheit der neu in der Großstadt Angekommenen adäquat transportiert. Ein zutiefst humanes, feinfühlig inszeniertes Meisterwerk über Entwurzelung und zugleich ein aufwühlendes Coming of Age Drama, angesiedelt im kleinbürgerlichen Gesellschaftsmilieu einer Umbruchs-Ära voller Ungewissheiten.

(Nathanael Brohammer)

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