Café Society
USA 2016, Laufzeit: 96 Min., FSK 12
Regie: Woody Allen
Darsteller: Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Steve Carell
Alle Jahre wieder ein neuer Woody Allen. Auch mit 80 Jahren bleibt der fleißige Neurosen-Züchter seinem Lieblingsthema treu und präsentiert in seinem nunmehr 46. Werk eine tragikomische Romanze mit Starbesetzung. Im Hollywood der goldenen 1930er-Jahre sucht der junge Held nach einem Job in der Traumfabrik. Der Onkel, ein mächtiger Agent, soll’s richten. Dann jedoch verliebt sich der naive Neffe in die attraktive Sekretärin des Moguls, die ihrerseits eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef hat. Eine hübsche kleine Burleske mit Jesse Eisenberg und Kristen Stewart.
Bobby (Jesse Eisenberg) kommt aus der Bronx. Da er nicht den Beruf seiner mit Juwelen handelnden jüdischen Eltern übernehmen möchte, vermittelt ihn seine Mutter nach L.A. zu seinem Onkel Phil Stern, einem einflussreichen Filmagenten. Nach einigem Zögern gibt der ihm schließlich einen Job, doch zunächst soll ihn seine Sekretärin Vonnie (Kristin Stewart) in L.A. etwas herumführen. Die beiden verlieben sich, doch bald kommt Bobby dahinter, dass Vonnie schon seit längerem Phils Geliebte ist. Der wiederum hat es noch nicht fertig gebracht, sich von seiner Frau zu trennen. Bobby stellt Vonnie zur Rede und fordert sie auf, sich zwischen ihm und seinem Onkel zu entscheiden. Vonnie erteilt ihm eine Absage und Bobby kehrt enttäuscht zurück nach New York.
Dort eröffnet er gemeinsam mit seinem Bruder Joe, einem für die Ermordung seiner zwielichtigen Geschäftspartner berüchtigten Gangster, einen Nightclub. Dort verwirklicht er, was er in L.A. gelernt hat: Sein Café Society wird zu einem Treffpunkt für wichtige Leute, darunter Reiche, Celebrities, Politiker und Gangster, die dort Kontakte knüpfen und ihre Geschäfte abwickeln können.
Als Phil, der sich inzwischen von seiner Frau getrennt und Vonnie geheiratet hat, Jahre später zum Besuch seiner Familie nach New York kommt, knistert es zwischen Bobby und Vonnie immer noch. Der inzwischen ebenfalls verheiratete Bobby erinnert Vonnie an ihre alten Träume, zeigt ihr das romantische New York, lässt sie ihr Versprechen, ihn einmal zu bekochen, bei einem Italiener einlösen und nimmt sie mit in einen kleinen intimen Jazz Club. Unausgesprochen steht die Frage erneut im Raum: Sollen sie das Wagnis eingehen und ihrer wahren Liebe folgen oder in ihr altes Leben zurückkehren?
In CAFÉ SOCIETY erhebt Woody Allen die Nostalgie quasi zum Programm. Wie ein Stadtneurotiker stolpert Jesse Eisenberg in dieser mit Reminiszenzen an Shakespeare versehenen romantischen Komödie durch die mondäne Welt des alten Hollywood. In seinem ersten digital gedrehten Film versichert er sich der Mitarbeit Vittorio Storaros („Apocalypse Now“, „Der letzte Kaiser“), einem wahren Kamera-Magier, der sich vom Licht Kaliforniens zu betörenden Kompositionen inspirieren ließ. Mit seinen gestochen scharfen Pastell-Bildern gibt der Italiener vor allem dem L.A.-Teil von CAFÉ SOCIETY einen zauberhaften Look, der bestens zur für den Regisseur typischen Erzählung voller Dialogwitz und ironischer Volten passt. Das alles ist gewohnt stilsicher inszeniert, wartet mit originellen Dialogen auf und vertraut auf Schauspieler, denen man gerne auf der Leinwand folgt.
(Kalle Somnitz)