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Das Leuchten der Erinnerung

Das Leuchten der Erinnerung
Italien, Frankreich 2017, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: Paolo Virzì
Darsteller: Helen Mirren, Donald Sutherland, Christian McKay
>> www.dasleuchtendererinnerung.de

Bei seiner Premiere auf den Filmfestspielen in Venedig, wo er für den Goldenen Löwen nominiert war, ging Paolo Virzis wunderbares Roadmovie "Das Leuchten der Erinnerung“ leider leer aus. Die Geschichte des alten Ehepaares John und Ella, das in seinem Oldtimer-Mobil ein letztes gemeinsames großes Abenteuer erleben will, eroberte aber die Herzen der Zuschauer und Kritiker. Nun kommt die erste englischsprachige Produktion des italienischen Regisseurs auch in unsere Kinos, um in den kalten Januar-Tagen für herzerwärmende Unterhaltung zu sorgen.


Eigentlich wollte Virzi, der mit seinen Filmen "Die Überglücklichen" und "Die süße Gier" auch hierzulande Erfolge feierte, niemals außerhalb seines Heimatlandes drehen. Doch als befreundete amerikanische Produzenten ihm den Romanbestseller "The Leisure Seeker" des US-Autors Michael Zadoorian aus dem Jahr 2009 vorlegten, wurde er schwach, machte aber zur Bedingungen, das Drehbuch selbst schreiben und Teil seines Teams mit nach Übersee mitnehmen zu dürfen. Als ihm alle seine Wünsche zu seinem eigenen Erstaunen erfüllt wurden und auch seine beiden Wunschkandidaten für die Hauptrollen - Donald Sutherland und Hellen Mirren – zusagten, stand dem Projekt nichts mehr im Wege.
John und Ella leben in Massachussets und haben schon viele Ehejahre miteinander verbracht. Leider sind die Tage ihrer Unabhängigkeit gezählt. Der pensionierte Literatur-Professor kämpft mit seinem Gedächtnisverlust, seine Frau mit einer Krebserkrankung, doch die beiden wollen sich nicht unterkriegen lassen. Von den Plänen ihrer Kinder, sie in ein Pflegeheim zu stecken, halten sie gar nichts. Lieber möchten sie noch einmal unbeschwert wie früher schöne Tage “on the road” miteinander verleben, und so machen sie ihren "Leisure Seeker" (deutsch: der Freizeit Suchende) wieder flott, ein Oldtimer, der schon so manche gemeinsame Reise mit ihnen unternommen hat. Ihr Ziel: von Boston aus entlang der Ostküste bis nach Key West/Florida zum Hemingway-Haus, denn John ist ein leidenschaftlicher Hemingway-Fan. Natürlich geht die Fahrt nicht ohne Komplikationen ab, und so geraten sie unterwegs in so manche brenzlige Situation, erleben aber auch spannende Begegnungen und entspannte Abende auf dem Campingplatz, wo sie sich gemeinsam auf einem Diaprojektor alte Reisebilder anschauen.
Virzi legt hier eine gelungene Mischung aus Road-Movie, romantischer Komödie und Drama vor, ein Film, der anrührt, aber auch Spaß macht und sich dabei auf seine beiden hervorragenden Protagonisten verlassen kann, die ihrerseits viel Spaß am Set hatten. Der rebellische Geist des Films habe es ihr angetan, bekundete Hellen Mirren auf der Pressekonferenz in Venedig. Dieser richte sich unter anderem gegen die Hospitalisierung alter und kranker Menschen, die oft ohne zwingende Notwendigkeit erfolge. „Ella will den Rest ihres Lebens selbst gestalten, es gemeinsam mit John erleben und mit einem Lächeln auf den Lippen beenden. Damit kann ich mich voll identifizieren.“
Wie Mirren liebt auch Donald Sutherland das Autorenkino, das frisch und ohne politische Beeinflussung daherkommt. Virzis selbst gestecktes Ziel, Humor gekonnt mit Humanität zu paaren, ist ihm voll und ganz gelungen, da waren sich Mirren und Sutherland einig.

(Anne Wotschke)

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