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Der Gesang der Flusskrebse

Der Gesang der Flusskrebse
USA 2022, Laufzeit: 125 Min., FSK 12
Regie: Olivia Newman
Darsteller: Daisy Edgar-Jones, Taylor John Smith, Harris Dickinson
>> www.sonypictures.de/film/gesang-der-flusskrebse

Das Romandebüt der Schriftstellerin und Zoologin Delia Owens wurde vor vier Jahren zu einem globalen Bestsellerphänomen. Ihre Geschichte einer jungen Frau, die allein in den Sümpfen North Carolinas aufwuchs, zeugt von grenzenloser weiblicher Resilienz und Naturverbundenheit. Auch die filmische Adaption übernahm ein Frauen-Trio: Mit der Drehbuchautorin Lucy Alibar ("Beasts of the Southern Wild") und Reese Witherspoon als Produzentin an ihrer Seite entwirft die Regisseurin Olivia Newman ein modernes Südstaaten-Melodram, das sich vor allem auf seine Protagonistin konzentriert.

Der Leichnam eines jungen Mannes taucht am Rande des Sumpfgebietes auf, ganz in der Nähe einer kleinen Stadt. Noch bevor die polizeilichen Ermittlungen richtig begonnen haben, schwelt unter den Kleinbürgern ein paranoider Verdacht: Es muss ein kaltblütiger Mord gewesen sein, ausgeführt von dem berüchtigten Mädchen aus den Sümpfen. Eine Hysterie braut sich zusammen, von der sich sogar die Beamten anstecken lassen. Als Zugriff und Verhaftung schließlich stattfinden, ist ein ganzer Ort zu einem wütenden Mob geworden. Ihm steht eine zierliche junge Frau mit langen braunen Haaren gegenüber, kraftvoll und ruhig. Ein bedrückendes Gefühl macht sich breit, das sich im Inneren der Gefängniszelle noch verstärkt. Als die Verzweiflung unerträglich wird, erscheint überraschend ein Anwalt, der sich anschickt, das Mädchen zu vertreten: Tom Milton (David Strathairn) ist eigentlich schon in Rente, kann aber die Stimmung der Lynch-Justiz in seiner Stadt nicht ertragen. Um seine Arbeit erfolgsversprechender zu machen, bittet er seine neue Mandantin um Offenheit. Und so beginnt Catherine "Kya" Clark ihre Geschichte zu erzählen. Immer wieder gleitet der Film von nun an zwischen ihrer Kindheit und dem Gerichtsaal, Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Er lässt sich Zeit, seine Protagonistin zu erforschen, und ihre Verletzlichkeit erfahrbar zu machen. Aufgewachsen ist Kya in den 1950er Jahren in elenden Verhältnissen. Die Alkoholsucht des gewalttätigen Vaters treibt ihre Mutter und alle älteren Geschwister in die Flucht. Kya bleibt schließlich in den Sümpfen sich selbst überlassen - doch sie ist eine Überlebenskünstlerin. Erfahren im Umgang mit der Natur, beginnt sie Pflanzen zu kultivieren und Muscheln zu sammeln. Die Tankstellenbesitzer in der Kleinstadt, ein liebenswürdiges schwarzes Ehepaar, unterstützen Kya durch Kleiderspenden und kaufen ihr Meeresfrüchte ab. Da Kya in der Schule unerwünscht ist, und von der Pastorin als schmutzig und bösartig verworfen wird, bleibt ihr der Zugang zu herkömmlicher Bildung verwehrt. Doch ein Fischerjunge nähert sich ihr an und bringt ihr Lesen und Scheiben bei. Tate (Taylor John-Smith) und Kya verbindet bald auch eine romantische Beziehung. Doch die Enttäuschung ist groß, als der junge Mann schließlich aufs College geht ohne sich zu verabschieden. Der aufdringliche Chase (Harris Dickinson) macht sich dies zu nutze und verführt Kya mit falschen Versprechungen. Schon bald muss sie feststellen, dass ihr neuer Freund ihrem verhassten Vater in seiner Brutalität in nichts nachsteht.
Die Kamerafrau Polly Morgan verwebt in malerischen Einstellungen die eindrucksvolle Sumpflandschaft mit dem Erfahrungsraum der Protagonistin. Besonders eindrücklich gelingt auch die beklemmende Dynamik einer modernen Hexenverfolgung. Newman erzählt etwas glatter als der düstere Roman, der Erotik, Mord und Familiengeheimnisse zu einer Southern-Gothic-Geschichte verwebt. Edgar-Jones' sensibles Spiel verleiht dem Drama jedoch eine eigenwillige Kraft.

(SILVIA BAHL)

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