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Der rote Kakadu

Der rote Kakadu
Deutschland 2005, Laufzeit: 128 Min., FSK 12
Regie: Dominik Graf
Darsteller: Max Riemelt, Jessica Schwarz, Ronald Zehrfeld, Tanja Schleiff, Ingeborg Westphal, Peter Schneider, Kathrin Angerer, Devid Striesow, Heiko Senst, Klaus Manchen

Auch wenn Dominik Grafs Film nicht mal in Berlin spielt, sondern Einblick in die Zeit des Mauerbaus in Dresden gibt, ist er umso prädestinierter, Deutschland auf der diesjährigen Berlinale zu vertreten. Hier haben Filme wie "Good Bye Lenin" und "Sophie Scholl" das Deutschlandbild weltweit zurechtgerückt und "Der rote Kakadu" vermag sicherlich auch, den 'Wessies' hierzulande etwas zu erzählen, was sie noch nicht kannten. Dominik Graf gelingt dies insbesondere durch seine jugendliche Sicht auf die Dinge. Erzähler ist sein Protagonist Siggi, der als Unschuld vom Lande mit einer gehörigen Portion Naivität nach Dresden kommt, weil er von einem Studium als Bühnenbildner träumt. So hat er schon einen Job als Kulissenmaler am hiesigen Theater, ist bei seiner Tante Hedy untergekommen und muss sich nur noch für einen Studienplatz bewähren. Ganz unvermittelt gerät er gleich zu Anfang in ein Erlebnis, das sein künftiges Leben prägen wird. In einem Park trifft er auf einen Gruppe von Menschen, die ausgelassen tanzen, ein gespenstischer Anblick, denn was, fehlt ist die Musik. Etwas abseits steht Luise, die er nach dem Sinn fragt. "Musik kommt gleich", antwortet sie erwartungsvoll und tatsächlich rücken bald ein paar Jungs mit Plattenspieler und jeder Menge Rock'n'Roll-Platten an. Doch das ausgelassene Treiben wird schnell von einigen Vopos beendet, die Jugendlichen werden mit Knüppelschlägen auseinandergetrieben und das 'dekadente Kulturgut' geht unter den Stiefeln der Staatsmacht zu Bruch. Bei der Flucht kommen sich Luise und Siggi näher, und als es bei Siggi längst schon gefunkt hat, stellt ihm Luise ihren Mann Wolle vor. Eine eigenartige menage á trois, die sich da entwickelt, voller Humor, voller Lebenslust, aber auch voller Tragik. Denn während Wolle einfach nicht erwachsen werden will und sein Leben in vollen Zügen lieber heute genießt als über morgen nachzudenken, sind Luise und Siggi durch ein zartes Band der Kultur miteinander verbunden. Luise träumt davon Dichterin zu werden und Siggis Studienpläne werden immer mehr behindert, seit er sich dem Klientel des Roten Kakadu angeschlossen hat. Der Rote Kakadu ist nämlich der Geheimtipp Dresdens zu jener Zeit, ein Club, wo rauschende Feste gefeiert, Westmusik gehört und allerlei Pläne geschmiedet werden. In einer Zeit, wo täglich 2.000 Menschen 'rübermachen', wo in Berlin ein S-Bahn-Ticket reicht, um in den Westen zu kommen, ist die Versuchung groß, in die Freiheit zu fliehen. Siggi, der sich bemüht nicht weiter aufzufallen, denkt täglich an diese Option, doch Luise will davon gar nicht wissen, träumt sie doch noch von der einmaligen Chance des Sozialismus. "Willst Du Sarotti-Schokolade oder willst Du hier was aufbauen", fragt sie Siggi, doch die Ereignisse überstürzen sich und die jungen Leute, müssen Entscheidungen treffen, die ihr künftiges Leben bestimmen werden. Dominik Graf ist es gelungen, ein wenig des Geistes dieser Zeit einzufangen. Dabei stellt er den verknöcherten Autoritäten eine Jugendbewegung gegenüber, die durchaus mit den Idealen des Sozialismus etwas hätte anfangen können. Doch die Unsicherheit der Staatsmacht, die nicht wusste, wie sie mit der Republikflucht von hunderttausenden Bürgern umgehen sollte, unterdrückte die jungen Leute, überzog sie mit einem System aus Kontrolle und Repression und nahm ihnen jegliche Zukunftsperspektiven. Ein System, vor dem man nur kuschen oder weglaufen konnte. Ein Dilemma, das Graf als Hintergrund für eine tragische Liebesgeschichte wählt, die von Liebe und Lebenslust erzählt und von einem Traum, der sich nicht verwirklichen sollte.

(Kalle Somnitz, playtime by biograph)

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