Der Schneider von Panama
Irland/Großbritannien 2000, Laufzeit: 115 Min., FSK 12
Regie: John Boorman
Darsteller: Pierce Brosnan, Geoffrey Rush, Jamie Lee Curtis, Leonor Varela, Brendan Gleeson, Harold Pinter, Catherine McCormack, David Hayman, John Fortune, Daniel Radcliffe, Lola Boorman, Luis Agoti, Martin Ferrero, Dylan Baker
Geheimnisse am Kanal
Kinokeule (541), 20.11.2008
In seinen besten Momenten ist der Film fast so entlarvend wie ?Dr. Seltsam? und offenbart wie durch einen Schmetterlingsflügelschlag (hier: eine zunächst lässliche Flunkerei), die Welt an den Abgrund geführt werden kann. Brosnan nahm ich seine Bösartigkeit nie ab, er ist hier mehr Clown als Irrer. Jamie Lee Curtis sehr unterfordert, aber Geoffrey Rush mit einer Spitzenleistung. Ob devot, verschlagen oder letztlich verzweifelt gegen das nahende Unglück kämpfend, findet Rush immer die passende Ausdrucksweise. Ein Film übrigens von dem großen John Boorman.
Brosnans Imagewandel
Sensodyne (14), 10.05.2001
Wer einen Imagewandel von Pierce Brosnan erwartet hat, wird von diesem Film sicherlich nicht begeistert sein. Zwar gibt Brosnan hier ausnahmsweise einmal den Bösewicht, kann aber in dieser Rolle nicht wirklich überzeugen. Harte Mine und Sexszenen, die absichtlich unerotisch gemacht sind und an die im Film gezeigten Pornosequenzen erinnern, reichen nicht aus, um dem sonst so weichgespülten Brosnan die Rolle abzukaufen.
Geoffrey Rush spielt ihn mit Leichtigkeit an die Wand. Seine Darstellung des unsicheren, freundlichen Schneiders, der teilweise in einer Traumwelt lebt, ist überzeugend und anrührend und fügt sich nahtlos in den liebevoll erzählten Subplot ein.
Die Handlung braucht etwas, um in Gang zu kommen; dies empfindet man aber nicht negativ als Langeweile, da die Nebenfiguren ausführlich charakterisiert und ihre Beziehung zueinander in Flashbacks gezeigt wird.
Im letzten Drittel zieht das Tempo rasant an und die Ereignisse überschlagen sich. Anders als in John Le Carrés Roman wird dem Protagonsten vergeben. Genremäßig kann dieser Film sich nicht entscheiden, was er sein will.