Der Vollposten
Italien 2016, Laufzeit: 84 Min., FSK 6
Regie: Gennaro Nunziante
Darsteller: Checco Zalone, Eleonora Giovanardi, Sonia Bergamasco, Maurizio Micheli, Lino Banfi, Ludovica Modugno, Antonino Bruschetta
>> dervollposten.weltkino.de
Mit „Vollposten“ ist wohl eine Ganztagsstelle gemeint, und die besitzt unser Filmheld Checco Zalone als Beamter in der Landesverwaltung für Jagd und Fischerei. Damit hat er schon zu Anfang seiner beruflichen Laufbahn alles erreicht, was er im Leben erreichen wollte. Denn der Beamtenstand ist dem Italiener heilig, und so hat Checco sein ganzes Leben auf Sicherheit ausgelegt, weshalb er noch zuhause bei seiner Mutter wohnt und seine langjährige Freundin nicht heiraten will. Verantwortung zu übernehmen liegt ihm halt nicht, und so konzentriert er sich lieber darauf, die Sicherheiten seines Lebens zu bewahren und niemals zu gefährden.
Dass er dabei eines Tages nochmal so richtig ins Schwitzen kommt, das hätte er wohl selbst nicht gedacht, aber die Wirtschaftskrise geht an Italien nicht vorbei, und so muss auch die Verwaltung sparen. Jedenfalls ist in der letzten Verwaltungsreform beschlossen worden, Personal zu reduzieren, und Checco ist quasi der erste, der gehen soll, denn er ist nicht verheiratet, hat keine Kinder und auch sonst keine Makel, die seine Entlassung zu einer unzumutbaren Härte werden ließen. Doch natürlich ist auch in Italien die Beamtenstellung unkündbar, und so muss Checco schon selbst kündigen, wozu ihn die gnadenlose Personalchefin Sironi aus dem Ministerium überreden will. Zunächst bietet sie ihm noch eine stattliche Abfindung an, doch als Checco nicht einwilligt, zieht sie andere Seiten auf und versetzt ihn an die unmöglichsten Orte, wo er die skurillsten Aufgaben erfüllen soll. So verschlägt es den Vollblut-Beamten von der Zollstation an der Schweizer Grenze in den Alpen über Norwegen und Afrika bis an den Nordpol, wo er eine italienische Forschergruppe vor Attacken von Eisbären schützen soll. Und wenn Checco bei all seinen unmöglichen Jobs immer wieder auf die Füße fällt, gibt es am Nordpol einen kleinen Moment, an dem er Schwäche zeigt und überlegt aufzugeben. Doch dann lernt er die hübsche Forscherin Valeria kennen, die sein Herz auch bei tiefsten Temperaturen erwärmt.
Irgendwie erinnert diese Geschichte an den französischen Blockbuster „Willkommen bei den Sch’tis“ und tatsächlich haben ihn in Italien auch über zehn Millionen Besucher gesehen. Kein Wunder, denn Regisseur Gennaro Nunziante macht sich einen Heidenspaß daraus, seinen Protagonisten von einem Fettnäpfchen ins andere treten zu lassen. Dabei macht er sich über allerlei Italien-Klischees lustig, nimmt die Korruption aufs Korn und erzählt ganz nebenbei eine hinreißende Liebesgeschichte. Bei all den schrillen Tönen und gelegentlicher Brachial-Komik gelingen ihm aber am Ende auch leise Töne des Zweifels, bei denen der Italiener an sich mit sich selbst hadert und sich anscheinend von der Europäischen Union hat einreden lassen, dass er kein guter Europäer sei. Auch dieses schlechte Gewissen nimmt Nunziante auf und hält den Italienern ironisch ihre eigene Unzulänglichkeit vor, angefangen vom Mutterkomplex über die Korruption bis hin zum organisierten Verbrechen.
Wie der deutsche Titel schon vermuten lässt hat der Verleih diesen durchaus populären Film auf Massentauglichkeit breit geklopft. Das geschieht insbesondere durch die deutsche Synchronisation, in der Bastian Pastewka die Rolle des Checco spricht und das Ganze auf eine RTL Comedy Nummer herunterzieht. Leider gehen dabei, gerade die sensiblen, feinsinnigen und selbstkritischen Töne unter, die der Originaltitel „Quo Vado?“ andeutet, weshalb wir uns entschlossen haben den Film unseren Zuschauern nur in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln anzubieten und die deutsche Synchronfassung den Multiplexen zu überlassen.
(KALLE SOMNITZ)