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Die Jagd

Die Jagd
Dänemark 2012, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Thomas Vinterberg
Darsteller: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Annika Wedderkopp
>> www.diejagd-film.de/de/

„Die Jagd“ war einer der stärksten Beiträge beim letzten Filmfestival in Cannes. Packend, mitreißend, aufwühlend, getragen von der furiosen schauspielerischen Leistung Matts Mikkelsens, bleibt das neue Werk von Thomas Vinterberg über einen zu Unrecht des Kindesmissbrauchs beschuldigten Erzieher lange im Gedächtnis.

Der von seiner Frau getrennt lebende Lucas arbeitet in einem Kindergarten. Nach langen Auseinandersetzungen mit seiner Ex um das Sorgerecht für seinen Sohn scheint sich gerade alles zum Guten zu wenden. Dieser soll sogar wieder zu ihm ziehen, obendrein bahnt sich für Lucas eine neue Beziehung mit einer Kollegin an. Doch da droht eine unbedachte Bemerkung eines der Kindergartenkinder alles zu zerstören.

Klara, die vierjährige Tochter seines besten Freundes, findet bei Lucas Trost und Aufmerksamkeit, wenn sich ihre Eltern wieder einmal streiten. Aus Dankbarkeit schenkt sie ihm eines Tages ein selbst gebasteltes Herz und küsst ihn überraschend auf den Mund. Lucas gibt das Geschenk zurück und sagt ihr, dass „auf den Mund küssen nur etwas für Mama und Papa sei“. Das Kind missversteht dies als Abweisung und ist enttäuscht und böse auf ihn. Als die Erzieherin die Kleine fragt, warum sie so traurig sei, behauptet sie aus einer Laune heraus, Lucas habe sich vor ihr entblößt.

Die Erzieherin ist alarmiert und ruft einen Psychologen, der das Kind befragen soll. Fortan nehmen die Dinge ihren Lauf. Obwohl Klara ihre Lüge widerruft, glauben alle, sie täte dies nur, weil sie eingeschüchtert sei. Lucas verliert seinen Job, wird angeklagt und plötzlich behaupten auch andere Kinder, angestachelt von ihren Eltern, Lucas habe sie missbraucht. Sein Sohn darf keinen Kontakt mehr zu ihm haben, seine Freundin zweifelt an ihm, sein bester Freund, seine Freunde und die anderen Eltern der Kinder wenden sich von ihm ab, ja reagieren extrem feindselig.

Die Polizei nimmt ihn fest, verhört ihn, ermittelt und setzt ihn wieder auf freien Fuss, als sich herausstellt, dass zumindest die Aussagen der anderen Missbrauchsopfer im Kindergarten nicht den Tatsachen entsprechen. So soll Lucas sie in seinen Keller gelockt haben, obwohl sein Haus gar keinen Keller hat. Doch auch nach seiner Freilassung lassen die Feindseligkeiten nicht nach. Im Supermarkt wird er nicht mehr bedient und sogar zusammengeschlagen, sein Hund wird vergiftet. Das gesamte Dorf wird von einer Hysterie erfasst, die nicht mehr zu stoppen ist. Nur sein Sohn hält zu ihm. Doch Lucas kämpft wie ein Löwe für seine Rehabilitierung.

Ein starker, psychologisch diffizil ausgeklügelter Film, der den Schmerz über die scheinbar aussichtslose Situation auf den Zuschauer überträgt und diesen mitleiden lässt. Einerseits kann man die Eltern verstehen, die sich automatisch auf die Seite der Kinder schlagen, doch ihr Verhalten schlägt immer mehr in eine hysterische Überreaktion um, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Der Zuschauer sieht das Geschehen aus Lucas’ Perspektive und ist ebenso fassungslos darüber, wie sich diese Anschuldigung verselbstständigt und kaum noch aus der Welt zu schaffen ist und dabei droht, dessen Leben zu zerstören. Großartig das sympathische und ausgeglichene Spiel von Mads Mikkelsen, der keine Sekunde von seiner Unschuldsbehauptung abweicht, mutig seine Menschenwürde verteidigt und gegen das Unfassbare ankämpft. Nach "Das Fest", mit dem Vinterberg seinen Ruhm begründete, erneut ein starker Film über ein schwieriges, aber wichtiges Thema.

(Anne Wotschke - biograph)

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