Die Ökonomie der Liebe
Frankreich 2016, Laufzeit: 95 Min., FSK 12
Regie: Joachim Lafosse
Darsteller: Bérénice Bejo, Cédric Kahn, Marthe Keller
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Der Streit um Geld markiert oft das Ende einer Beziehung, und doch ist er nur ein Indikator für andere, tiefer liegende Konflikte. Man investiert Zeit, Aufmerksamkeit und Vertrauen in eine Partnerschaft, die an ihre Grenzen gerät, wenn sich nach einer Weile deutliche Missverhältnisse zeigen und Erwartungen enttäuscht werden. Die vielen widersprüchlichen Gefühle in der Phase einer Trennung hat Joachim Lafosse in einem der besten Dramen des Jahres auf den Punkt inszeniert.
Gleichzeitig ist „Ökonomie der Liebe“ auch ein gesellschaftlicher Kommentar, denn die verheirateten Protagonisten Marie (hervorragend: Bérénice Bejo) und Boris (Cédric Kahn) können sich getrennte Wohnungen in ihrer Lage einfach nicht leisten. Doch aus einem liebevoll aufgebauten Heim mit Kindern wird nicht einfach eine zweckorientierte Wohngemeinschaft. Blieb man früher aus moralischen Gründen zusammen, so sind es heute finanzielle, so Lafosse. Doch die Stärke seines Films liegt in der genauen und sensiblen Beobachtung, mit der er Egoismus, Eifersucht und kindlichen Starrsinn zeigt, als Verhaltensmuster, die jede Beziehung zu zerstören vermögen. Starke Hauptdarsteller und ein vielschichtiges Drehbuch erreichen so eine hohe Übertragbarkeit für die Zuschauer.
(SILVIA BAHL)