Die Reise des jungen Che
USA/Deutschland/Großbritannien/Argentinien 2004, Laufzeit: 125 Min., FSK 6
Regie: Walter Salles
Darsteller: Gael Garcia Bernal, Rodrigo de la Serna, Mia Maestro, Ulises Dumont, Mercedes Morán, Jean Pierre Noher, Susana Lanteri, Gustavo Bueno, Jorge Chiarella
Ein Film von einer langen Reise...
Der Doc (14), 18.08.2006
...im doppelten Sinne. Zum einen, weil er wirklich eine lange Reise durch Südamerika zeigt. Auch Tourísmusfreaks kommen auf ihre Kosten. Sogar Traveller. Die Anden, die Höhe, die Einsamkeit, der unendliche Amazonas, alles ist zu sehen.Aber auch eine ganz andere Reise ist zu sehen, der Beginn einer politischen Odyssee, die Jahrzehnte später mit einem Schuss in dem bolivianischen Dschungel endet. Aber keine Angst, dies ist kein Politfilm, eher ein ganz zaghafter Versuch, die Welt zu begreifen. Ungerechtigkeiten sehen, verstehen, dagegen aufbegehren, das ist der Anfang, den man mit dem jungen Che durchlebt. Das ihm gerade das kommunistische Manifest in die Hände fällt, ist ein bisschen Zufall. Eigentlich will dieser Che nur den armen Leprösen zu einem würdigen Leben helfen. Zur Politik greift er nur als Strohhalm wie nach einem Stück Holz im Amazonas. Wünderschöne Bilder, wunderschöne Schaúspieler. Wer hier schreibt, der Film hätte keine Geschichte (hmm, hmm), der kann zarte Töne nicht hören. Bestnote: fünf Sterne. Das sage ich selten. Der Doc
Road Movie
Raspa (392), 21.11.2004
Otello hat recht: Der Film hat keinen echten roten Faden, keine kohärente Geschichte.
Aber: Das Lob der anderen Forumsteilnehmer ist dennoch berechtigt. Man wird auf eine lange Reise mitgenommen, und die folgt eben nicht den üblichen Regeln des Spannungsaufbaus aus dem Grundkurs für Drehbuchautoren. Ich schließe mich also den Empfehlungen an und rate: Nicht versäumen!
Südamerika 1951/52
mr. kurtzman (168), 19.11.2004
In der Tat stiftet das deutsche Plakat von ?The Motorcycle Diaries? mit dem darauf abgebildeten Che-Kopf für Verwirrung. Wenn es aus Marketinggründen unbedingt sein muss, bitte. Walter Salles, der Regisseur aus Brasilien, war für mich Grund genug sich den Film anzuschauen. Als zweites weckte mich die Neugier auf den südamerikanischen Kontinent. Der Film erzählt von zwei gebildeten jungen Menschen aus großbürgerlichen Familien, die ihren Kontinent durchreisen wollen. Natürlich ist es interessant zu wissen, dass einer der beiden später ein berühmter Guerillakämpfer wird namens Ché. Der Film wirft ihn in ein positives Licht wenn er sich für hilfsbedürftigte Menschen einsetzt. Jahre später kämpfte er für seine fragwürdigen marxistischen Ideen. Aber Salles setzt die Aufmerksamkeit wie gesagt auf das Reisetagebuch, das schon alleine nicht oberflächlich sein kann aufgrund der Menschen die man darin trifft. Sehenswert.
Übermut
Sylvi (1), 16.11.2004
Das kommt am besten rüber: die Jugend der Protagonisten! Beeindruckend auch die Gesichter, Bewegungen der Menschen, die Che und sein Freund treffen! Der Film ist nur auf den ersten Blick platt - und schöööööööööööööön ist er sowieso!
Vergessen?
otello7788 (554), 09.11.2004
Bei aller Schönheit der Bilder, der hohen schauspielerischen Qualität und der makellosen Umsetzung frage ich mich, ob denn niemand gemerkt hat, daß das Entscheidende fehlt: Eine Geschichte. Zwei wohlbehütete Jungs starten ein gewagtes Abenteuer und man folgt Ihnen dabei. Der eine sieht, daß die Welt anders ist, als ihm bisher bekannt war. Wenn er nicht DER Che geworden wäre, keinen Menschen würde es interessieren.
Ich gebe ja zu, daß es gelingt zu zeigen, worin das Besondere in im begründet war. Aber mir ist es für einen zweistündigen Film einfach zu wenig. Gerade annehmbar.
www.das-positiv.de
Revolution im Kopf
Trollo (23), 31.10.2004
Ein toller Film für alle, die abenteuerlustig sind, gerne reisen, die träumen können und wollen, für Naturliebhaber und Menschenfreunde.
Man möchte den beiden unterwegs zurufen: Hey, nehmt mich mit!
Wir können uns heute Reisen nach Lateinamerika leisten und sicher komfortabler als in den 50ern. Aber ist "all inclusive" wirklich das Maß aller Dinge?
Und das Problem der Landvertreibung, Willkür und Enteignung ist bis heute nicht aus der Welt.
Angesichts der Lebensbedingungen der Menschen damals wie heute fragt man sich, wie die Veränderung zum besseren aussehen könnte, zumal diese Bevölkerungsgruppen im Zuge der Globalisierung wohl endgültig unter den Teppich gekehrt werden!
Also viel Diskussionsstoff danach, aber zunächst mal ein ganz toller Film vor einer grandiosen Kulisse!
Che Guevara kann nicht tanzen
Colonia (683), 05.10.2004
Im Jahr 1952 ist Ernesto Guevara de la Serna 23 Jahre alt, Medizinstudent und weit davon entfernt ein Revolutionär zu sein. Ihn trennen viele Tausend Kilometer, acht Monate und einige wichtige Erfahrungen vom späteren "Che".
Die schauspielerische Offenbarung Gael García Bernal als Ernesto ist eine Idealbesetzung, Rodrigo de la Serna als Alberto ebenso. Dazu gab man sich allergrößte Mühe, den Film authentisch wirken zu lassen.
Gestützt auf die Erinnerungen des realen Ernesto Che Guevara, die er in den "Motorcycle Diaries" festhielt, und die von Alberto Granado ("With Che through Latin America") sowie jeder Menge Sekundärliteratur schrieb José Rivera das Drehbuch zu diesem Roadmovie. In 84 Drehtagen wurde die Geschichte chronologisch und nach Möglichkeiten an Originalschauplätzen in den verschiedenen Ländern gefilmt.
Wer auf das Plakat mit dem symbolträchtigen Che-Porträt reinfällt und einen Revolutionsfilm erwartet, wird enttäuscht. Wer sich hingegen auf eine sich nur langsam entfaltende Coming-of-Age-Geschichte über die menschlichen Seiten einer späteren Ikone einlässt, wird das Kino beglückt verlassen. ... Und vielleicht anschließend noch mal das Geschichtsbuch aufschlagen.
www.dieregina.de