Die Verlegerin
USA 2017, Laufzeit: 117 Min., FSK 6
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Meryl Streep, Tom Hanks, Sarah Paulson
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Es ist schon erstaunlich, dass zu Zeiten, in denen nicht nur in der USA die Pressefreiheit mit Füßen getreten wird, immer öfter Filme ins Kino kommen, die genau dieser vierten Macht im Staate huldigen. War es vor zwei Jahren „Spotlight", der im Jahre 2002 spielt und die Aufklärung des Kindesmissbrauch-Skandals in der Kirche aufklärte, so geht Steven Spielberg noch weiter zurück in die 1970er Jahre und erzählt von den geheimen Pentagon-Papieren, für deren Veröffentlichung die 'Washington Post' alles auf eine Karte setzte.
Es sind schwierige Zeiten für Katharine „Kay" Graham (Meryl Streep). Nicht nur, dass ihr Ehemann vor kurzem verstorben ist, er hat ihr auch den Vorsitz des Verlages vermacht, der die Washington Post herausbringt und sie damit zur ersten weiblichen Verlegerin der USA gemacht. Zwar hat das Blatt noch deutliche provinzielle Züge, für politisch angesagte Themen schaut man lieber, mit was die New York Times sich so beschäftigt, aber genau das will Kay mit dem anstehenden Börsengang ändern. So schlägt sie sich Tag für Tag mit Bankern und Managern herum, die sie eher belächeln und ihr die Führung der aufstrebenden Zeitung kaum zutrauen. Doch Kay hat sich in den Kopf gesetzt, es dieser Männergesellschaft mal so richtig zu zeigen und hat dennoch nur einen Vertrauten, auf den sie sich bedingungslos verlassen kann.
Ben Bradlee (Tom Hanks) ist ihr Chefredakteur und gerade einem gigantischen Vertuschungsskandal im Weißen Haus auf der Spur. An dem hat sich die New York Times gerade die Finger verbrannt, denn das Weiße Haus schlägt mit aller Macht zurück. Es geht um die Pentagon-Papers, eine Studie um Sinn und Zweck des Vietnam-Krieges, die die Frage klären soll, ob der Krieg überhaupt zu gewinnen ist. Die Antwort fällt so klar aus, dass man die Studie als ‚top secret' einstuft und im Tresor verschwinden lässt. Genau da hat sie nun ein Regierungs-Mitarbeiter herausgeholt, fotografiert und der Presse zugespielt, und nachdem die New York Times nun kalte Füße hat, ist es an der Washington Post, sprich an Kay und Ben, zu entscheiden, ob man die Regierung wirklich herausfordern will...
Diesen Zweikampf inszeniert Steven Spielberg glücklicherweise mit viel weniger nationalem Stolz, als das wahrscheinlich Clint Eastwood getan hätte. Er hält sich an die Fakten und inszeniert den Zweikampf Presse versus Regierung als Thriller, in dem Methoden zur Auswahl kommen, die uns aus heutigen Tagen nicht unbekannt sind. Allein das Vokabular hat sich geändert. Die undichte Stelle in der Regierung würde man heute als Leak und den geheimen Informanten als Whistleblower bezeichnen. Journalisten und Verleger hingegen, die ihren Ruf und ihr eigenes Wohlergehen riskieren, um der Bevölkerung reinen Wein über die fragwürdigen Regierungsgeschäfte einzuschenken, gibt es heute kaum noch.
Steven Spielberg inszeniert seinen Film als Heldenepos, bei dem er auf Nummer sicher geht. Mit Meryl Streep und Tom Hanks in den Hauptrollen ist er genauso auf der sicheren Seite, wie mit seinem technischen Stab und einem Drehbuch, das bei den Fakten bleibt, Integrität ausstrahlt und sich mit politischen Statements zurückhält. Dies kann scheinheilig anmuten, wenn zu solch schlechten Zeiten für die Pressefreiheit, Filme ins Kino kommen, die von den guten Zeiten erzählen, man kann es aber auch als ein ehrliches Plädoyer für die Werte jener Zeit lesen, die man nicht vorschnell aufgeben sollte.