Filminfo & Termine
Die versunkene Stadt Z
USA 2016, Laufzeit: 140 Min., FSK 12
Regie: James Gray
Darsteller: Charlie Hunnam, Robert Pattinson, Sienna Miller
>> www.dieversunkenestadtz.de
Unendliche Weiten von Grün, voller Tücken und Unbarmherzigkeit. Durch sie hindurch schlängeln sich in abertausend Gabelungen die fließenden Gewässer des Amazonas. Ein Gebiet, das über Jahrhunderte hinweg für "Höllenfahrtskommandos" berüchtigt war und vielen Konquistadoren und Forscher, die dort spurlos verschwanden, zum Verhängnis wurde. So auch Percy Fawcett, dem dieser inspirierende Film, der von suggestiver Kraft ist, ein mehr als würdiges Denkmal setzt.
Vor nicht einmal hundert Jahren stand es noch an der Tagesordnung, dass gewagte Theorien oftmals Opfer christlicher Dogmen wurden und erst viel später ihre berechtigte Anerkennung fanden. Wie vielen Pionieren und Wissenschaftlern auf ihren Gebieten wird unter anderem der Brite Percy Fawcett (Charlie Hunnam) auch noch lange Zeit nach seinem Verschwinden belächelt. Nach einer Expedition in den noch unerforschten Dschungel Boliviens um die Wende zum 20. Jahrhundert stößt er nach umfangreichen Strapazen auf die Spuren einer Zivilisation inmitten der tropischen Wälder. Eigentlich soll es bei der einen Exkursion in die "grüne Hölle" bleiben, doch der Erfolg, den er bei der Landvermessung erzielt, ermöglicht es ihm, schon bald dorthin zurückzukehren. Gepackt von unbändigem Wissensdrang, will er beweisen, dass in den tiefsten Tiefen des Dschungels einst eine Zivilisation dominierte, älter und erhabener als diejenige der abendländischen Kulturen. Er glaubt, dass sich hinter dem Dickicht eine mysteriöse Stadt verbirgt, die er "Z" tauft, wie den letzten Buchstaben des Alphabets. Diese ist womöglich der Schlüssel zu vielerlei Rätseln, die der Menschheit noch aufgebürdet sind. Selbst der Misserfolg hält ihn nicht davon ab, weiterhin von majestätischen, pflanzenüberwucherten Bauten zu träumen. Hohn und Spott entgegen, unternimmt er eine letzte waghalsige Expedition, die er gemeinsam mit seinem ältesten Sohn (Tom Holland) bestreitet und von der er nie wieder zurückkehren soll...
Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller des Schriftstellers David Grann schildert James Gray dieses ungewöhnliche Abenteuer, das mehr introspektiv als visuell ausufernd ist. Beginnend mit einer mitreißenden Jagd als Eingangssequenz, in der Percy Fawcett sogleich seine Entschlossenheit statuiert und mit wildem Ehrgeiz einen Hirsch erlegt, wird in das sittengeprägte Großbritannien eingeführt. Er ist Colonel, der die Chance der Landvermessung in Bolivien nutzt, um den vom eigenen Vater besudelten Familiennamen reinzuwaschen. Zurück bleiben seine schwangere Frau (Sienna Miller) und Sohn, die er auch in folgenden Jahren wieder und wieder für seine langwierigen, ungewissen Reisen verlässt. Anstatt sich an monumentaler Fotographie wie bei Mel Gibsons blutrünstigem "Apocalypto" zu orientieren, wird ein beinahe intimes Verhältnis zur Natur gezeichnet, bei dem Nahaufnahmen von Gesichtern überwiegen und die schiere Undurchdringlichkeit des Urwaldes spüren lassen. Charlie Hunnam brilliert dabei als intellektueller Entdecker mit jener beinahe romantischen Ambition. Es ist eine zumeist bedachte, quälend eindringliche und lange nachwirkende Suche mit hintergründigem Scharfsinn. Mit jeder verstreichenden Minute entfacht "Die versunkene Stadt Z" einen Sog, durchdrungen von der Obsession Fawcetts und dem Suspense erzeugenden Rätsel, welches zu lüften er sich in den Kopf gesetzt hat.
(NATHANAEL BROHAMMER)
