Don't Blink – Robert Frank
USA, Kanada, Frankreich 2015, Laufzeit: 82 Min.
Regie: Laura Israel
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Sein 1958 erschienener Band „The Americans“ verschob den Fokus der zeitgenössischen Fotografie auf die Ränder der Gesellschaft, das Marginale und Alltägliche des amerikanischen Traums. Seine Zusammenarbeit mit Jack Kerouac und Allen Ginsberg, später auch mit den Rolling Stones, folgt einem Puls der Zeit, in dem sich konventionelle Strukturen dem Experimentellen öffnen – eine Übersetzung dieses Werkes in filmische Ausdrucksformen ist Laura Israel in ihrem dynamischen Porträt des heute 91jährigen Künstlers gelungen.
Dieses hebt sich auf bemerkenswerte Weise von den üblichen biographischen Dokumentarfilmen ab, die bloß versuchen Denkmäler zu setzen ohne ihr Sujet (oder den Zuschauer) wirklich zu berühren. „Don’t blink“ kann hier als Titel und Arbeitsform gesehen werden, denn es geht um die Frage, was einen Künstler ausmacht, wie er die Welt sieht und wahrnimmt. Diesen Blick von einer ästhetischen Form in eine andere zu transportieren, ist komplizierter als man es bei der Verwandtschaft von Foto und Film annehmen würde. Doch auch Robert Frank selbst sieht sich zwischen den Medien, testet ihre Grenzen aus – und Laura Israel ist als Cutterin und langjährige Mitarbeiterin in enger Form mit seinen Arbeiten vertraut. In einer Flut ungesehenen Materials eröffnen sich uns sein gut gelaunter Anarchismus, ein von tragischen Momenten geprägtes Privatleben, das Ausdruck in der Kunst sucht ebenso wie das Lebensgefühl der Beat-Generation.
(SILVIA BAHL)