Egon Schiele: Tod und Mädchen
Österreich, Luxemburg 2016, Laufzeit: 109 Min., FSK 12
Regie: Dieter Berner
Darsteller: Noah Saavedra, Maresi Riegner, Valerie Pachner
>> www.egonschiele-derfilm.de
Seine Ästhetik berührt oft das Makabre und zeigt dennoch menschliche Körper auf einzigartiger Weise in Lebendigkeit wie Verfall. Gemeinsam mit Gustav Klimt hat Egon Schiele die Wiener Moderne kontrovers geprägt und musste sich nicht nur in künstlerischen Belangen mit dem Vorwurf der Obszönität auseinandersetzen. Der Österreicher Dieter Berner dramatisiert nun die wichtigsten Stationen in Schieles Leben und Werk – mit viel Zeitkolorit und glücklicherweise gerade nicht als brave Künstlerbiographie.
Der Tod umgibt Schiele schon früh, als sein an der Syphilis verrückt gewordener Vater das Familienvermögen verbrennt, ihn und seine kleine Schwester Gerti mittellos zurücklässt. Aus dieser Perspektive heraus beleuchtet Berner die komplizierte Psyche des Malers und dessen lebenslange Faszination am Transgressiven. Sie ermöglicht Bilder, die den Zeitgeist des frühen 20. Jahrhunderts treffen, der sicher auch geprägt ist von Freuds Entdeckungen. Allerdings führt sie auch immer wieder zu Konflikten mit dem Gesetz und vermeintlichen Normen des Anstands. Die inzestuöse Tendenz der Geschwisterbeziehung steht ebenso im Fokus wie Schieles tragisch intensive Beziehung zu Wally Neuzil, die viele Gemälde inspirierte, so auch eines der bekanntesten: „Tod und Mädchen“. Gelungen besetzt, ermöglicht die Verfilmung des biographischen Romans von Berners Ehefrau Hilde einen stimmungsvollen Einblick in das viel zu kurze Leben eines Ausnahmekünstlers.
(Silvia Bahl)