Ein deutsches Leben
Österreich 2016, Laufzeit: 114 Min., FSK 12
Regie: Florian Weigensamer, Olaf S. Müller, Christian Krönes, Roland Schrotthofer
>> www.eindeutschesleben.de
„Ein deutsches Leben“ porträtiert die Anfang diesen Jahres mit 106 Jahren verstorbene Brunhilde Pomsel, die von 1942 bis April 1945 im Reichspropagandaministerium als persönliche Stenographin von Joseph Goebbels gearbeitet hat. Die Erinnerungen Pomsels sind in Zeiten, in denen rechtes Gedankengut in Europa wieder um sich greift, von beklemmender Aktualität.
In monochromen Schwarzweiß-Bildern gehen die Filmemacher nah dran an das Gesicht der über hundertjährigen Brunhilde Pomsel. Jede Furche ihres Gesicht kündet von einem bewegten Leben und unterdrückten Schuldgefühlen, aber auch einer Auseinandersetzung mit den Schrecken der Nazi-Zeit. Unterbrochen werden die Aussagen Pomsels durch Goebbels Hetzreden und Archivmaterial, das die ungeheuerlichen Grausamkeiten nicht ausspart.
Anders als bei Hitlers Sekratärin Traudl Junge, die vor 15 Jahren von André Heller in seinem Dokumentarfilm "Im toten Winkel" interviewt wurde und dabei weit mehr verdrängte, scheint Pomsel glaubwürdiger. Vielleicht sorgte bei ihr der Schock der Erkenntnis auch dafür, dass sie niemals geheiratet und kinderlos blieb. Immer wieder setzt sie die damaligen Ereignisse und ihre Einstellung zum Leben in Bezug zur Gegenwart. Wie kann man nach diesen Erlebnissen ein normales Leben führen?
(Eric Horst)