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Ein Mann namens Otto

Ein Mann namens Otto
USA, Schweden 2022, Laufzeit: 126 Min., FSK 12
Regie: Marc Forster
Darsteller: Tom Hanks, Mariana Treviño, Rachel Keller
>> www.sonypictures.de/filme/ein-mann-namens-otto

Neun Jahre ist es her, dass der schwedische Film EIN MANN NAMENS OVE ein respektabler Erfolg in den europäischen Programmkinos war. Solche Erfolge werden gern von den Amerikanern für ihren Markt neu verfilmt. Meist kein gutes Omen, doch Bond-Regisseur Marc Forster ist für das Remake verantwortlich und kann dem schrulligen alten Mann, der jetzt Otto heißt und von Tom Hanks hinreißend verkörpert wird, einiges abgewinnen.

Keine Ahnung, warum der Protagonist Otto heißt. Ist die Namensänderung der deutsch/schweizerischen Abstammung des Regisseurs geschuldet oder soll sie den pedantischen Charakter des in die Jahre gekommenen Ordnungsfetischisten, der seine Nachbarschaft kontrolliert und Regelverstöße sofort ahndet, unterstreichen? Wie auch immer, die skandinavische Note der Vorlage, bringt eher seine Frau Sonya in den Film, während Griesgram Otto durch und durch Amerikaner ist. Er stammt aus einfachen Verhältnissen und interessiert sich für alles Mechanische. Bei jedem Gerät will er unbedingt wissen, wie es funktioniert und das hat er auch auf seine Lebensphilosophie übertragen. Für ihn ist die Welt binär und es gibt nur richtig oder falsch, was er mit den Worten zusammenfasst: "Es gibt nur eine Art, etwas zu machen, nämlich die richtige!".
Diese Doktrin hat er verinnerlicht und wendet sie auch auf seine Umwelt an, weshalb er die meisten Mitmenschen für "Idioten" hält. Das hat den störrischen alten Mann, der in letzter Zeit allerlei Verluste erleben musste, zu einem ungeliebten Einzelgänger gemacht. Doch das war nicht immer so, wie uns der Film in Rückblenden erzählt. In denen spielt Truman Hanks, der jüngste Sohn von Tom Hanks, den jungen Otto, dessen größtes Glück es war, Sonja zu treffen. Sie brachte Farbe in sein Leben, stellte seine Vorurteile auf den Prüfstand und lehrte ihn Offenheit und Pluralität. Sie war es, die seinem Leben einen Sinn gab, die ihn seine Fähigkeit zum Wohle der Menschheit einsetzen ließ und die seinen liberalen Geist schürte, den er nun nach ihrem Tod hinter einer harten Schale versteckt hält. Dass er längst nicht mehr gesellschaftsfähig ist, weiß er nur zu gut und hat daher beschlossen, sich umzubringen. Penibel hat er einen Einkaufszettel gemacht, mit dem er im Baumarkt die Dinge kauft, die ihn wieder zu seiner Frau bringen sollen.
Doch der Selbstmordversuch schlägt fehl, als genau zu dieser Zeit Marisol mit ihrer mexikanischen Familie ins Nachbarhaus einzieht. Beinahe amüsant ist es zu sehen, wie seine Todessehnsucht von seinem Ordnungs-Fetisch übertrumpft wird und der Ruf nach seiner Pflicht als Hausmeister, alle Todeswünsche übertönt. Jetzt ist er in seinem Element, erklärt den neuen Mitbewohnern die Regeln und achtet mit Adleraugen über ihre Einhaltung. Doch bei der jungen, hochschwangeren Mexikanerin Marisol, kann er mit seinem Autoritäts-Getue nicht punkten. Vielmehr begegnet sie ihm angstfrei und attackiert ihn mit Freundlichkeit und Empathie. Mag sein, dass sie vom Wesen her ein Spiegelbild seiner Frau ist, jedenfalls lässt sie nicht locker und torpediert ihn mit all ihren Problemen, bei denen er oft genug helfen kann. Im Gegenzug gewinnt er den Spass am Leben zurück, findet die Ideale seiner Frau in den vielen Begegnungen wieder und verspürt plötzlich einen Sinn darin sie weiterzuverfolgen. Es sollte schließlich nur eine Art geben, sein Leben zu leben, nämlich die richtige. Dem müsste auch seine Frau Sonja zustimmen.

(Kalle Somnitz)

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