Evil
Schweden 2003, Laufzeit: 113 Min., FSK 12
Regie: Mikael Hafstrom
Darsteller: Andreas Wilson, Henrik Lundström, Gustaf Skarsgard, Jesper Salen, Marie Richardson, Johan Rabaeus, Kjell Bergqvist, Linda Gyllenberg, Björn Granath, Lennart Hjulström, Christian Hollbrink, Henrik Linnros, Magnus Roosmann, Fredrik af Trampe
Dass aus Skandinavien ein frischer Wind in die Filmlandschaft weht, ist hinlänglich bekannt. Weitab vom Mainstream werden dort spannende, grausame oder lustige Geschichten erzählt, die den Zuschauer emotional in die Handlung einbeziehen. Und dass diese menschlichen Dramen um Außenseiter nicht unbedingt Dogma-Filme sein müssen, um ihre intensive Wirkung zu entfachen, zeigt "Evil".Der 16jährige Erik wächst im Stockholm der 50er Jahre auf. Nach außen hin führen er und seine Eltern ein idyllisches Familienleben, doch der Schein trügt. Der Stiefvater ist ein brutaler Tyrann, der vor roher Gewalt nicht zurückschreckt. Mehr als einmal ist Erik ohnmächtig den sadistischen Erziehungsmaßnahmen hinter verschlossenen Türen ausgeliefert. Die Hilflosigkeit gegenüber den Erniedrigungen wird mit Misshandlungen seiner Mitschüler kompensiert. Als "abgrundtief böse" eingestuft, wird Erik seiner Schule verwiesen und in ein Internat gesteckt. Er weiß, dass dies seine letzte Chance sein wird, einen Schulabschluss zu absolvieren. Doch kaum in dem elitären Institut angelangt, werden seine Hoffnungen auf ein neues Leben bereits getrübt. Die Regeln des dort herrschenden Schülerrats basieren auf Unterdrückung und werden von den Lehrern geduldet. In seinem Zimmergenossen, dem introvertierten Pierre, findet Erik einen Verbündeten. Dieser rät dem gewaltbereiten Jungen, sich möglichst unauffällig zu benehmen, da er es auf diese Weise am weitesten bringen würde. Erik ist von dem Machtmissbrauch an der Schule schockiert, schließlich hatte er geglaubt solchen Bedingungen endlich entkommen zu sein, ordnet sich der Situation jedoch zunächst unter. Auch die heimliche und verbotene Liebe zum Küchenmädchen Marja zwingt ihn dazu, nicht auffällig zu werden. Nachdem die Attacken der Oberklasseschüler zunehmen, beginnt Erik passiv zu rebellieren. Er gewinnt einen Schwimmwettstreit, dessen Sieg einem anderen Schüler zugedacht war und verweigert trotz harter Strafen die Befehle des Rates. Doch nun ändern die Mitglieder des Rates ihr Vorgehen, um Eriks Willen zu brechen, und stürzen sich auf den schwachen Pierre. Die Situation eskaliert, es folgt ein weiterer Verweis und schon bald sieht sich Erik wieder mit der alten Tyrannei des Stiefvaters konfrontiert."Evil" basiert auf der Autobiographie Jan Guillous, der nach Astrid Lindgren Schwedens meistgelesener Autor ist. Guillou schuf mit "Coq Rouge" eine Art schwedischen James Bond und wurde in den 70er Jahren selbst wegen Spionage angeklagt, als er seine Recherchen über die Machenschaften des schwedischen Geheimdienstes veröffentlichte. Sein Widerstandsgedanke, die Auflehnung gegen ein herrschendes System, ist auch bei "Evil" zentrales Thema. Angelehnt an die Thriller des Autors hätte aus dem Buch ein einfacher Action-Film gemacht werden können, aber Regisseur Mikael Håfström war es wichtig, den Film universell zu gestalten: "Es geht um die Suche nach Freiheit, um Liebe und um das Erwachsenwerden. "Evil" avancierte in Skandinavien zum größten Kino-Erfolg der letzten Jahrzehnte. Für Regisseur Håfström bedeutete das ebenso den internationalen Durchbruch, wie für den Hauptdarsteller Andreas Wilson, der inzwischen als neuer James Dean gehandelt wird.
(Oliver Forst, playtime by biograph)