Gefahr und Begierde
USA/China/Taiwan 2007, Laufzeit: 157 Min.
Regie: Ang Lee
Darsteller: Tony Leung Chiu-wai, Wei Tang, Lee-Hom Wang, Joan Chen, Anupam Kher
157 !!!! Minuten
elvis (77), 20.12.2007
157 Mal berührt...157 Mal iss nichts passiert.
Ja der Film spielt in der Zeit des Zweiten Weltkrieges...na und !!
Das tut Pearl Habor auch, und ist cool.
Das wirkt alles zu altmodisch, zu dokumentarisch, zu viele Statisten, keine gute Kamera, und wo bitte ist da die eigentliche Intuition.
Meisterwerk
woelffchen (597), 26.10.2007
Sicher wieder ein Meisterwerk von Ang Lee - aber leider auch mit Schwächen.
Üppig ausgestattet mit einem Budget, das alles nur Erdenkliche möglich macht, mit guten Schauspielern - besonders zu erwähnen ist Tony Leung als überragende Figur des Films - mit einem hervorragenden Kameramann und allem, was einen guten Film ausmacht, schwächelt dieser Streifen in puncto Dynamik. Das Tempo ist sehr behäbig und die Inszenierung kommt nur langsam von der Stelle. Gefahr, Leidenschaft, Verrat und Sex sollten eine schärfere Gangart einsetzen, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.
Gleichwohl ist dieser Film sehenswert, aber er ist nicht der ganz große Superwurf, den man von Ang Lee erwarten kann.
Makrokosmos frisst Mikrokosmos
Der Doc (14), 21.10.2007
Gefahr und Begierde...
welch verheißungsvoller Titel. Und dann noch dazu von dem Regisseur, der auch Brokeback Mountain geschaffen hat.
Der Film führt uns zuerst in einen Makrokosmos. Es ist die untergegangene Welt des bürgerlichen Chinas, mitten im zweiten Weltkrieg. Es ist das China, das in diesen Tagen vorsichtig wieder aufersteht. Doch es blutet, wie der Film zeigt, aus vielen Wunden. Die Japaner, die Kommunisten, die Kuomintang und die Kollaborationsregierung, alle reißen sich große Fleischstücke aus dem zuckenden Land. Überleben wird zur Glücksache. Wer irgendwie zwischen die Fronten gerät, liegt schnell tot auf der Straße.Die Bedrohung ist allgegenwärtig, die Blicke der Menschen tasten sich voll Mißtrauen ab, sind unsteht und flackernd. Immer auf der Hut und voll Misstrauen. Zu diesem Makrokosmos gehört eine kleine Gruppe von Menschen, sechs Studenten die einen naiven Patriotismus pflegen und darüber bald zum Mörder werden. Bis hierhin erinnert es an die Geschichte der Bader-Meinhof-Gruppe und blindwütiger Selbstmordattentäter, die aus einer Mischung aus Idealismus, Selbstüberschätzung und Gruppenzwang zum Terroristen werden.
Nun aber entfaltet sich der Mikrokosmos zwischen zwei Menschen. Eine der Studentinen, die unerfahre Wang, hat den Auftrag, sich an den verhassten Polizeischergen und Kollaborateur Yi heranzumachen, seine Geliebte zu werden, um so seine Ermordung zu ermöglichen. Es funktioniert; die Protagonisten schlüpft in die Rolle der schönen Händlerin Frau Mai, zwischen ihr und Yi zündet das Feuer. Aber nun kommt es anders als alle denken. Die Partei, die bekanntlich immer recht hat(in diesem Fall die Kuomintang), befiehlt und Frau Mai muss länger in ihrer Rolle bleiben, als ihr gut tut. Die Partei weigert sich, das geplante Attentat schnell durchzuführen, will lieber eine Spionin im Hause Yi behalten. Yi erweist sich als zwar brutaler aber faszinierender Liebhaber, der den Gentleman nur spielt, aber doch ein Leben hinter der Maske hat. Nach seinen Tagen im Folterkeller spürt er erst dann wieder das Leben in sich, wenn er seine Geliebte hart behandelt, schlägt, entwürdigt, würgt oder sonstwie zum Weinen bringt. Das "Schlimme" für die Protagonistin ist, dass sie zunehmend Gefallen an dem harten Spiel findet; es ist ein Gefallen, der ihr später das Leben kostet.
Ihre Beziehung hat viele Elemente einer BDSM Beziehung, sie liebt und sie haßt ihn. Ihr Parteiauftrag wird für sie immer mehr zum Vorwand, sich weiter auf das gefährliche Spiel einzulasssen. Sie unterwirft sich, wartet auf den Geliebten, ja sie giert nach seinem harten Sex. Der Film zeigt ihn ein paarmal recht offen, aber eigentlich nicht pornografisch. Das Unheil ist immer zu nah. Am Ende glaubt sie an seine Liebe, was sich erst recht als verhängnisvoller Fehler erweist. Aber auch ihr Herr Yi zeigt für Sekunden Schwäche und gerät ist Gefahr, Opfer seiner Obsession zu werden. Sein Sekretär lauert schon auf seine Stelle. Macht und Ohnmacht, Lust, Gier, tierische Leidenschaft und Gewalt, alles verschmilzt zu einem dramatischen Finale. Da es traurig ist, dürfen gerne Taschentücher bereitgelegt werden. Der Makrokosmos frißt den Mikrokosmos.
Ganz nebenbei erfährt man noch, dass Marilyn Monroes Lied "Diamonds are the girls best friends" die Unwahrheit sagt. Diamanten sind keineswegs die besten Freunde der Mädchen; sag ich ja immer schon...Mit ihrem verräterischen Glitzern are they the ruin of many a poor girl, and God knows, the poors misses Wang is one.