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Hinter den Wolken

Hinter den Wolken
Belgien 2016, Laufzeit: 109 Min., FSK 0
Regie: Cecilia Verheyden
Darsteller: Charlotte De Bruyne, Chris Lomme, Jo De Meyere
>> wolken.pandorafilm.de

Nachdem Andreas Dresen 2008 mit "Wolke 9" bereits Liebe & Sex im Alter ansprach, wagt sich nun die belgische Regisseurin Cecilia Verheyden an das Sujet. Ihre unaufgeregte Auseinandersetzung mit der Thematik gerät jedoch weit weniger bedrückend, sondern erfreut dank einer beinahe jugendlich-verspielten Annäherung an die Romantik zwischen Senioren und lässt auch einen dezent eingesäten, augenzwinkernden Galgenhumor nicht vermissen.

"Man soll alles so tun, als sei es das erste Mal" erinnert der Geschäftspartner ihres frisch verstorbenen Mannes bei der Trauerrede auf der Beerdigung. Und während die Trauergäste sich verabschieden, legt einer der Gäste (Jo De Meyere) symbolisch einen Dartpfeil auf den Sarg, dreht sich zur frisch gebackenen Witwe Emma (Chris Lomme) und schenkt ihr ein vieldeutiges Lächeln, das neben dem offenkundigen Mitgefühl auch, zugegeben, etwas verschmitzt wirkt. Plötzlich angespannt bis in die letzte Faser des Körpers, erkennt Emma in dem Mann ihre erste große Liebe Gerard. Schon kurz danach flattert eine erste Nachricht bei Facebook von ihm ein und es kommt zu einem Wiedersehen nach "53 Jahren, 3 Monaten und 6 Tagen" ohne Kontakt. Nach der langjährigen Pflege ihres nun toten Gatten kommt der attraktiven und modernen Emma, die sich trotz höheren Alters noch getrost zur topfitten Kategorie zählen darf, die neu aufgewärmte Bekanntschaft mit Gerard, der sich als Schriftsteller einen Namen machen konnte, gelegen. Und dieser zaudert nicht lange und macht seiner einstigen Angebeteten erneut den Hof. Derweil sie sich, gerade eigentlich noch in der offiziellen "Trauerphase", etliche Tricks einfallen lassen muss, damit ihr die eigene dominant-fürsorgliche Tochter (Kaleijne Verbeke) bei der neuen Affäre nicht auf die Schliche kommt, findet sie eine verständnisvolle Gesprächspartnerin und Gehilfin in ihrer 20-jährigen Enkelin Evelien (Charlotte De Bruyne). Das Versteckspiel gelingt zwar eine Weile, doch schließlich wird Emma von eigenen Zweifeln und Schuldgefühlen eingeholt, welche die Romanze zu verderben drohen.

Gleich bei ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm, den Regisseurin Cecilia Verheyden hiermit in die Kinos bringt, wagt sie sich an die Verfilmung eines Theaterstücks und wählte damit nicht nur einen rein formal komplexen Ausgangsstoff für eine leinwandgerechte Adaption, sondern auch rein inhaltlich ein Feld, das bisher eher rar beackert wurde. Die intimeren Szenen, die mit romantisch-poetischen Phrasen wie "auch die Haut hat ein Gedächtnis" beginnen, verleiten selbstironisch zum Schmunzeln, als sich die Protagonisten entkleiden und gegenseitig die eigenen altersbedingten Defizite erläutern, die davor warnen, dass der Sex letztendlich enttäuschender ausfallen könnte, als vom Gegenüber erhofft. Unbefangen und selbstbewusst ist das Spiel der beiden Hauptdarsteller, die hier so frisch und vergnügt wie Teenager miteinander flirten, dass man auch als Zuschauer bald vergisst, dass es sich eigentlich um zwei Senioren handelt. Und dies ist letztendlich auch die Essenz des Films, der alternierend auch Brücken zu jüngeren Generationen schlägt: Nämlich der ungenierte Genuss kostbarer Momente, egal in welchem Alter man sich befindet. Cecilia Verheydens Kinodebüt gestaltet sich somit zur warmherzigen Angelegenheit, die samt ihrer feinsinnigen, nachdenklichen Tragikomik kleine Glücksgefühle zu bescheren versteht.

(NATHANAEL BROHAMMER)

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