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Hotel Ruanda

Hotel Ruanda
Südafrika/ Großbritannien/ Italien 2004, Laufzeit: 121 Min.
Regie: Terry George
Darsteller: Don Cheadle, Sophie Okonedo, Nick Nolte, Joaquin Phoenix, Desmond Dube, David O'Hara, Jean Reno

Nicht nur in Marc Rothemunds "Sophie Scholl" war auf der diesjährigen Berlinale das Thema Zivilcourage ein zentrales Motiv. Auch in der britisch-südafrikanisch-italienischen Produktion "Hotel Ruanda" steht das Thema im Mittelpunkt. Am Beispiel eines tapferen Mannes, der versucht während des blutigen Völkermordes in Ruanda nicht nur seine Familie, sondern so viele Menschen wie möglich zu retten, widmet sich Regisseur Terry George einem von der westlichen Welt bisher verdrängten Kapitel der Geschichte. "90 Prozent dessen, was in "Hotel Ruanda zu sehen ist, hat sich tatsächlich so zugetragen". Dieses für einen Spielfilm beachtliche Lob sprach der Berlinale-Ehrengast Paul Rusesabagina nach der Premiere des Films im Berlinale-Palast aus. Der ehemalige Manager des Luxushotel "Des Milles Collines" in Kigali/Ruanda muss es wissen, basiert das Drehbuch zum Film doch auf seinen eigenen Erlebnissen während des blutigen Völkermordes, der das afrikanischen Land Mitte der neunziger Jahre in Atem hielt. Am 6. April 1994 wird das Flugzeug von Ruandas Präsident Juvenal Habyarimana abgeschossen. Minuten später bricht in den Straßen Kigalis ein Blutbad aus. Die Bevölkerungsmehrheit der Hutus ergriff die Gelegenheit und ließ den seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt mit der politisch und wirtschaftlich dominierenden Minderheit der Tutsis eskalieren. Hutu-Milizen ziehen durch die Straßen und metzeln alle Tutsis nieder, denen sie habhaft werden können. Blauhelmsoldaten der UNO bringen die sich im Land aufhaltenden Ausländer in Sicherheit - überlassen aber die Einheimischen ihrem Schicksal. Dazu gehört auch der Hotel-Manager des Milles Collines. Zunächst versucht er noch, die Ordnung und den geregelten Tagesablauf des Hotel so gut wie möglich aufrecht zu erhalten, besorgt Lebensmittel und frisches Wasser. Immer mehr Einheimische flüchten in das Hotel - Paul nimmt sie alle auf und gibt sie als Touristen aus. Dazu gehört auch seine eigene Familie, denn seine Frau ist Tutsi und ihr Leben und das seiner Kinder damit extrem bedroht. Als sich schließlich die UNO komplett zurückzieht, muss er erkennen, dass von dort keine Hilfe zu erwarten ist. Ironischerweise ist es ein Vertreter der UNO selbst, der diese bittere Erkenntnis formuliert. "Dir wird keiner helfen, denn du bist nicht mal ein Nigger, du bist Afrikaner", sagt ein von Nick Nolte gespielter kanadischer Blauhelm-Offizier zu Paul. "Ruanda ist es nicht wert, zu intervenieren." Terry George rückt hier ein vom Westen bisher kaum wahrgenommenes Stück Zeitgeschichte in den Blick. Im Laufe von nur rund 100 Tagen wurden in Ruanda fast eine Million Menschen umgebracht, während die Weltgemeinschaft tatenlos zusah. Dabei arbeitet er mit den Mitteln des großen Gefühlskinos, versucht den gesellschaftlichen Kontext mit einem privaten Schicksal zu veranschaulichen. Hierdurch erzeugt er Betroffenheit und Mitleid, auch ohne das große Abschlachten vor den Toren des Hotels zu bebildern. Bei allem guten Willen, den der Film erkennen lässt, bleibt aber die Frage offen, warum ein solches Thema erst heute behandelt wird und ähnliche Konflikte, wie sie sich zur Zeit etwa im Sudan abspielen, erneut totgeschwiegen werden.

(Anne Wotschke, playtime by biograph)

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