Ich bin dein Mensch
Deutschland 2021, Laufzeit: 108 Min., FSK 12
Regie: Maria Schrader
Darsteller: Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller
>> ichbindeinmensch.de/
Ihren internationalen Durchbruch als Schauspielerin feierte Maria Schrader 1999 auf der Berlinale in AIMEE UND JAGUAR. Im Februar kehrte sie - als erste deutsche Regisseurin frisch in L.A. mit einem Emmy Award gekrönt - zurück zur ersten digitalen Berlinale und stellte ihr als Farce angelegtes Werk ICH BIN DEIN MENSCH vor. Vielseitig, eloquent und sehr humorvoll erzählt sie darin von einem Androiden, der es seiner Besitzerin in allen Belangen Recht machen will und damit die Frage aufwirft: Was überhaupt ist Glück?
Berlin in der nahen Zukunft: Maria Schrader spielt die Archäologin Alma am Berliner Pergamon-Museum, die sich auf ein Experiment einlässt, um an Gelder für ihre eigenen Studien zu kommen. Drei Wochen lang soll sie mit einem ganz auf ihren Charakter und ihre Bedürfnisse zugeschnittenen humanoiden Roboter namens Tom zusammenleben. Sein Auftrag ist es, ihr all ihre Wünsche von den Augen abzulesen. Ein Traum, so der erste Gedanke. Doch bald stellt sich heraus: das Ganze hat Tücken.
Schon beim ersten Treffen der beiden, einem arrangierten Candlelight-Dinner, zeigt sich, wie ernst Alma ihren Job nimmt. Sie überrascht ihr Gegenüber mit einer komplexen Rechenaufgabe, die Tom wie aus der Pistole geschossen löst. Romantik bleibt an diesem Abend Fehlanzeige. Anna besteht auf getrennten Schlafzimmern und widersteht allen Annäherungsversuchen Toms. Doch der stellt sich auf jede Situation neu ein und überrascht mit immer neuen Ideen und Wendungen.
Eine Zeit lang wissen die Zuschauer nicht so recht, worauf Maria Schrader hinaus will: Science Fiction Film? Ernst zu nehmende Auseinandersetzung mit dem Thema künstliche Intelligenz? Oder bizarre Komödie à la DIE FRAUEN VON STEPFORD?
Ist der perfekte Partner tatsächlich das, was wir suchen? Oder gehört es zu den Paradoxien des menschlichen Begehrens, dass immer eine Differenz bestehen muss zwischen dem, was man hat und dem, was man will? Was macht uns glücklicher, eine vollkommene Erfüllung all unserer Wünsche ohne eigenes Zutun oder ist die Überwindung der sich uns entgegenstellenden Widerstände, die uns stark und glücklich machen?
Der Weg ist das Ziel - eigentlich eine Binsenweisheit. Doch Maria Schrader geht neue innovative Wege, um dies zu vermitteln. Sie lädt die gleichnamige frei bearbeitete Erzählung von Emma Braslavsky mit der Suggestivkraft des Kinos auf und holte sich Jan Schomburg als kongenialen Drehbuchautor zum zweiten Mal an ihre Seite. Dessen spritzige Dialoge voller Ironie geben dem vielschichtigen Stoff Pfeffer und sorgen dafür, dass es nicht zu kopflastig wird.
Besonders für Hauptdarstellerin Maren Eggert wurde der Film in Berlin zum Triumph.Sie kann ihr Können voll entfalten und wurde dafür zu Recht mit dem erstmals genderneutral vergebenen Silbernen Bären für ihr facettenreiches Spiel belohnt. Die Chemie zwischen ihr und ihrem Filmpartner Dan Stevens stimmt. Und auch die Riege der Nebendarsteller glänzt mit bekannten Namen wie Sandra Hüller, Hans Löw, Wolfgang Hübsch, Annika Meier oder Jürgen Tarrach.
DU BIST MEIN MENSCH beschert uns einen ebenso unterhaltsamen wie tiefsinnigen Kinoabend, auf den wir uns freuen können - ideal, um nach der langen Corona-Pause das Kino zurückzuerobern.