Jede Sekunde zählt - The Guardian
USA 2006, Laufzeit: 136 Min.
Regie: Andrew Davis
Darsteller: Kevin Costner, Ashton Kutcher, Joe Arquette, Melissa Sagemiller, Bonnie Bramlett, Clancy Brown, Sela Ward, Neal McDonough, John Heard, Brian Geraghty
Wasser, nicht lassen er kann.
Dr. Bunsen Honeydew (6), 26.07.2007
Kevin tanzte mit Wölfen, stellte Briefe zu, beschütze Frauen und wehrte sich mutig gegen reudige Ganoven. Gleichermaßen einsam, suchend und philosophierend war er stets zur rechten Zeit am richtigen Ort. Vor allem aber war er für sein Schweigen bekannt.
Doch wenn er erst mal feucht wird, dann gibt es für ihn kein Halten mehr. Er ist die Almsick Hollywoods, die sich durch ausbleibende Besucher ('Waterworld') nicht kalt abschrecken lässt. Mit 'The Guardian' beweist Herr Costner zu Lande, zu Wasser und in der Luft, was ein wahrer Mann ist. Mehr noch, er ist ein Multitas-King.
Rettungsschwimmer Ben Randall ist bei der U.S. Coast Guard berühmt für seinen Einsatz, Menschen in Seenot zu retten. Costner es, was es wollte.
Das klingt cool und ist es auch. Herr Bruce W. aus H. beispielsweise möge sich wasserfest ankleiden, denn unser Protagonist nimmt es nicht mit irgend welchen Internet Bösewichten auf. Unser Held ist 'Der alte Mann und das Meer'. Er ist die lebende Legende.
Wo andere Rettungsschwimmer bereits Jahre zuvor an einen Schreibtisch versetzt wurden, um dem ersehnten Ruhestand entgegen zu furzen, ist unser Protagonist Retter und(!) Frauenversteher - trotz aller kleinen Unterschiede sowie Beziehungsuntauglichkeiten.
Auf der DVD heißt es:"Kevin Costner ist perfekt für diese Rolle, weil er so eine männliche Energie ausstrahlt als Hauptdarsteller wie auch als sensibler Mensch".
Doch reicht derart unvergleichliche Manpower für einen Film aus? Mitnichten!
Ein Punk(ed) names Kutcher stellt sich den strotzenden Urgewalten (Mann und Meer), unterwirft sich beiden stoisch und wird dabei selbst ganz Mann.
(Spoilerwarnung!)
Bis es dazu kommt, watet der Zuseher angestrengt durch zahlreiche Trainingseinheiten und einen überflüssigen zweiminütigen Ausbildungs-Videoclip (gefühlte 2 Jahre..), was dennoch lehrreich sein mag. Wer wusste denn schon, dass Fett oben schwimmt, Muskeln jedoch nicht. Oder dass Wasser hart wie Beton ist, Rettungsschwimmer (insbesondere deren Ausbilder) dennoch härter sein können.
Damit die Vater-Sohn Dramaturgie dem Beobachter nicht gänzlich die Kajüte flutet, plätschert dem Rekruten zeitweise ein leidlich gelungenes Techtelmechtel in den Schoß. Ja, auch ein angehender Rettungsschwimmer muss mehr vorweisen, als nur Leben retten! Leidlich dabei sind die Dialoge, deren Ziel äußerst belanglos ist.
Kutcher darf zwar unter Deck, um u.a. den Unterschied zwischen Brustschwimmen und Delphin zu kommunizieren. Doch zu sehen bekommt man eher wenig. Und damit ist (weil kein naggischer Äschtän) 'The Guardian' ausnahmslos ein Männer-Film.
Dass der flotte (auf der DVD enthaltene) Schlagabtausch zwischen Costner und einem Ausbilder entfiel, leuchtet mir gerade deshalb nicht ein. Ebenso darf für einen Männerfilm das Finale der Kinofassung frohen Mutes mit dem alternativen Ende der DVD ausgetauscht werden. Costner's berüchtiges Faible für Albernheiten ist schlicht zu viel des Guten Geschmacks. Wobei das spärliche Bonus Material der DVD enthüllt, dass nicht Costner allein für diesen Schmonz verantwortlich sei.
Gute 2 Jahre soll die Produktion dieser Planscherei gedauert haben, aller Katrina's zum Trotz. Den Darstellern sei zu Gute zu halten, dabei nie verschrumpelt aus zu sehen. Respekt!
Ich freue mich schon auf das nächte Costner-o-rama, welches künftig bitte auf die alt bekannten Stereotypen aller einsamen und stetig suchenden Männerseelen verzichtet.
Eine letzte Frage stellt sich der gemeinen Landratte noch: explodieren Hubschrauber im Kontakt mit Meerwasser grundsätzlich mit einem riesigen Feuerball?
PMS 0,5 (Kinofassung) - 0,48 (mit alternativem Ende)