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Joker: Folie À Deux

Joker: Folie À Deux
USA 2024, Laufzeit: 138 Min., FSK 16
Regie: Todd Phillips
Darsteller: Joaquin Phoenix, Lady Gaga, Zazie Beetz, Brendan Gleeson
>> www.warnerbros.de/de-de/filme/joker-folie-a-deux

Vor fünf Jahren setzten Todd Phillips und Joan Phoenix ihre Version des Joker, inspiriert aus dem DC Comic, in die Welt. Es war ein Prequel, das nicht an den Untaten des Bösewichtes interessiert war, sondern die Kindheitsgeschichte von Arthur Fleck unter psychologischen Aspekten beleuchtete: Nicht geliebt, missbraucht von der Mutter und permanent ausgegrenzt und lächerlich gemacht von einer Gesellschaft, die kein Mitgefühl und keine Rücksicht kennt, entwickelt er eine Persönlichkeitsstörung, die aus dem schüchternen Jungen die dämonische Fratze des Jokers entstehen lässt, der die Gewalt auf den Strassen Gothams eskalieren lässt und damit zur Ikone der Massen wird.

Der Film startete damals zum Höhepunkt der Occupy-Bewegung und hatte das Zeug, den Frust, die Wut und die Gewalt in der tatsächlichen Welt zu erklären. Aber was sollen wir von einem zweiten Teil erwarten? Wird sich das Gewalt-Karussell weiter drehen, wird Joker die öffentliche Ordnung vollends pulverisieren und damit zwangsläufig eine Figur wie Batman auf den Plan rufen? Dass sie eine solche Geschichte nicht interessiert, haben Todd Phillips und Joaquin Phoenix immer schon beteuert, und so ist ihre zweiter Teil absolut gewaltfrei und in gewisser Weise eine Wiederholung des ersten. Arthurs Kinderzimmer und seine lieblose Mutter aus dem ersten Teil werden hier gegen eine Gefängniszelle und einen missgünstigen und übergriffigen Wärter getauscht. Hier im Arkham Asylum, einer psychiatrischen Anstalt für Schwerverbrecher, wartet Arthur auf seinen Prozess, wo er sich für fünf Morde verantworten muss. Unter Medikamente gesetzt, ist sein Alltag fremdbestimmt und wenig aufregend. Vor Gericht plädiert seine Rechtsanwältin auf Schuldunfähigkeit und will eine Schizophrenie nachweisen, der zufolge in Arthur Fleck zwei Persönlichkeiten leben, von denen nur Joker die Verbrechen begangen hat und Arthur eher das Opfer ist.
Todd Phillips inszeniert seinen zweiten Teil als Musical, konnte Lady Gaga gewinnen, die angelehnt an die Comic-Figur Harley Quinn ein wenig Licht in diesen düsteren Film bringt, in dem sie eine romantische Liebesaffäre mit Joker beginnt. Abgesehen vom Titel-Song, den Lady Gaga selbst geschrieben hat, singen und tanzen sich Arthur und Harley quer durch das 'American Songbook'. Was den Film an Action fehlt, wird mehr als ausgeglichen durch Songs, Choreographie und der hervorragenden Kamera von Lawrence Sher (HANGOVER), der die klaustrophobische Enge des Films öffnet und ihm eine Wucht verleiht, die Träume und Wünsche immer wieder für kurze Zeit in greifbare Nähe kommen lassen.
Doch mit bitterer Konsequenz zieht Todd Phillips diese depressive Lebensgeschichte konsequent bis zum Ende durch und zieht damit den Unwillen der Comic-, Mainstream- und Action-Gemeinde auf sich, indem er Joker nicht zur Gewalt-Ikone hochstilisiert, dem am Ende nur noch ein Batman gewachsen wäre. Vielmehr scheint die Geschichte dieses Jokers hier ein Ende zu finden, auch wenn Harley am Ende schwanger ist und in ihr vielleicht ein neuer Joker heranwächst, der zwar die Möglichkeit einer Fortsetzung birgt, die dann aber sicherlich von einem anderen Regisseur mit einem anderen Hauptdarsteller umgesetzt wird.

(Kalle Somnitz)

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