Julieta
Spanien 2016, Laufzeit: 99 Min., FSK 6
Regie: Pedro Almodóvar
Darsteller: Emma Suárez, Adriana Ugarte, Daniel Grao
>> www.julieta-derfilm.de
Mach dir ein paar schöne Stunden...
woelffchen (597), 07.08.2016
...könnte man gut bei dieser unterhaltsamen, handwerklich und schauspielerisch perfekten Inszenierung sagen. Das Drehbuch, eine Neuschöpfung aus mehreren Teilen dreier Kurzgeschichten von Alice Munro, vermittelt eine interessante und durchgehend spannende Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt eine Mutter (Julieta) -Tochter (Antia) - Beziehung steht. Nach dem tragischen Unfalltod ihres Vaters zieht Antia an ihrem 18. Geburtstag ohne ein Wort des Abschieds aus der elterlichen Wohnung aus und lässt die am Boden zerstörte Julieta allein und verzweifelt zurück. Nach den insgesamt glücklichen Jahren der Kindheit und des Heranwachsens ist diese abrupte Trennung inhaltlich-logisch nicht nachvollziehbar, auch wenn der plötzliche Tod des Vaters einen Schatten auf das Mutter-Tochter-Verhältnis geworfen hat. Antia zieht für drei Monate in einen Retreat, eine spirituelle Ruhepause, zurück und verschwindet dann ohne ein Wort der Erklärung ganz aus dem Leben der Mutter. Die Erklärung der Retreat-Leiterin, Antia habe eine spirituelle Erfahrung gemacht, die sie zu dieser Entscheidung veranlaßt habe, wird inhaltlich nicht weiter ausgeführt, obwohl dieser wichtige Punkt, auf dem das ganze Filmgebäude ruht, nicht weiter erklärt wird. (In der Romanvorlage von Alice Munro wird allerdings die ‚Gott-Mensch-Beziehung’ erörtert, die in der atheistischen Familie Antias kein Thema war, wohl aber im Retreat. Diesen Bereich hat Almodovar ausgeklammert.) Wenn man diesen Konstruktionsfehler mal außer acht läßt, bekommt man für 100 Minuten im Kino „...ein paar schöne Stunden.“