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KIFFERWAHN
USA 2004, Laufzeit: 108 Min.
Regie: Andy Fickman
Darsteller: Kristen Bell, Christian Campbell, Neve Campbell, Alan Cumming, Ana Gasteyer, John Kassir, Amy Spanger, Robert Torti, Steven Weber

Basierend auf dem 1936 zu Propagandazwecken gedrehten Anti-Drogen-Film "Reefer Madness" verfilmte der preisgekrönte Theater-Regisseur Andy Fickman das gleichnamige Off-Broadway Musical als skurrilbunte Satire auf die amerikanische Prüderie. Es war einmal, in einer gar nicht so fernen Zeit, irgendwo im Amerika der 30er Jahre. Ein geheimnisvoller Dozent reist durch das Land, im Gepäck einen Film, der ganze Elternabende in Entsetzen und Entrüstung aufgehen lässt: Zu sehen ist der angeblich wahre Fall von Jimmy Harper und Mary Lane, das Vorzeigeteenagerpärchen schlechthin; Händchen haltend, fleißig für die Highschool lernend und selbst verständlich nur voll reinster Gedanken in jeder Hinsicht bereiten sie sich auf ein erfülltes Kleinstadtleben vor. Doch ihre Zukunft wird vereitelt von dem schmierigen Drogendealer Jack, der Jimmy dazu verführt an einen Joint zu ziehen, woraufhin dieser sofort zu einem morallosem Monster mutiert, das nur noch Sex und Anarchie im Kopf hat. "Reefer Madness", das Original von 1936, war so übertrieben und grottenschlecht gespielt, dass es zwangsläufig zu einem Kult-Klassiker wurde. Dem "Remake" geht es nicht darum Drogenkonsum zu verherrlichen, sondern die Heuchelei und Doppelbödigkeit aufzuzeigen, die sich hinter dem reaktionär republikanischen Gesellschaftsbild verbirgt. Besonders typisch ist dabei die Dämonisierung von Sexualität, die hier mit dem Drogenkonsum auf einer Ebene steht. Auch heute noch ist das republikanische Ideal das, eines sauberen, gottesfürchtigen und arbeitsamen Menschen, der seine Triebe leugnet und die gesellschaftlichen Erwartungen zu denen seines eigenen Lebens macht. Im Grunde steckt dahinter hauptsächlich Angst vor dem Unbekannten, Angst sein Leben selbst entwerfen zu müssen und dabei auf all das zu stoßen, was man nicht kontrollieren kann: Leidenschaft, Genuss, innere Dämonen, große Gefühle. In den USA wird auch heute noch unglaublich heuchlerisch und kriminalisierend mit dem Thema Marihuana umgegangen. Statt offen und neutral über Drogenkonsum und Missbrauch zu diskutieren, wird auf Abschreckung gesetzt und zu diesem Zweck auch noch religiöse und politische Symbolik missbraucht. Hier setzt die gelungene Satire des Musicals an, die durch die Einbindung von Musik und Tanzszenen besonders pointiert und überspitzt ihre Kritik zum Ausdruck bringen kann. Die Musik fungiert dabei als Gedächtnisstütze, um die Wiederholung der politischen, sozialen und religiösen Themen zu verstärken. Dabei war besonders die Entwicklung der Tanzszenen bemerkenswert, die von Swing, Bob Fosse inspiriertem Jazz und Las Vegas Revue über Hip Hop sogar auf Bollywood Tanzeinlagen zurückgreifen. Sowohl vom visuellen Standpunkt, als auch von der Thematik her, erinnert "Kifferwahn" an Gary Ross' "Willkommen in Pleasantville", in dem ebenso bewußt zwischen Schwarz-weiß- und Farbsequenzen gewechselt wird. Die kräftigen Primärfarben sind dabei größtenteils inspiriert durch Horrorfilm-Poster aus den 30er Jahren. Die ursprüngliche Bühnen-Inszenierung begeisterte die Theaterbesucher in Los Angeles, erhielt viele Kritiker und Theaterpreise und war eine der Shows mit der längten Spielzeit in Hollywood. Angsiedelt irgendwo zwischen Grease und der Rocky-Horror-Picture-Show erreichten die Songs beim Publikum Kultstatus. Gut möglich, dass der Verfilmung Ähnliches widerfährt, das Potential dazu hat er.

(Natalija Blesic, playtime by biograph)

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