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Kill Billy

Kill Billy
Norwegen 2014, Laufzeit: 88 Min., FSK 6
Regie: Gunnar Vikene
Darsteller: Bjørn Sundquist, Björn Granath, Grethe Selius
>> www.killbilly-derfilm.de

Skurrile skandinavische Filme haben derzeit Hochkonjunktur. Nach dem grummeligen Ove im derzeit erfolgreich in unseren Kinos laufenden schwedischen Film „Ein Mann namens Ove“ macht sich nun der nicht minder missgelaunte Norweger Harold auf, die Herzen der Zuschauer zu erobern. Der Möbelhändler sieht sich vor den Scherben seiner Existenz, als neben seinem alteingesessenen Laden eine IKEA-Filiale eröffnet. Wutentbrannt beschließt er sich zu rächen – mit einem merkwürdigen Plan.

Seit mehr als 40 Jahren schuftet Harold gemeinsam mit seiner Frau Marny in seinem Möbelgeschäft „Lunde Furniture” in Norwegen. Doch damit ist es nun vorbei. IKEA eröffnet eine große Filiale direkt nebenan und zerstört dadurch sein Lebenswerk. Harold und Marny verlieren nicht nur das Geschäft, sondern auch ihr Haus an die Bank. Als zu allem Überfluss auch noch die an Demenz leidende Marny das Zeitliche segnet, läuft für Harold das Fass über. Er unternimmt einen Selbstmordversuch – doch ist damit genauso wenig erfolgreich wie Ove. Auch ein Besuch in Oslo bei seinem Sohn, der sich bei seinen Eltern stets rar gemacht hat, bringt keine neuen Perspektiven. Dieser hat genug mit sich selbst und seinen Alkoholproblemen zu tun. In seiner Wut und Verzweiflung über die schier aussichtslose Situation, denkt Harold fortan nur noch an eines: Rache. Er besorgt sich eine Pistole und setzt sich in seinen alten Saab. Sein Ziel: Schweden. Dort will er den IKEA-Gründer Ingvar Kamprad entführen und zur Rede stellen. Entgegen aller Erwartungen gelingt der Plan, doch die Aktion nimmt schon bald eine unerwartet komische Wendung.

Denn Kamprad erweist sich als eloquenter und durchaus mit Humor gesegneter Zeitgenosse, der sich von seinem Entführer nicht einschüchtern lässt und überaus streitlustig ist. Und zu Harolds Erstaunen gibt es auch durchaus einige Gemeinsamkeiten zwischen ihm und seinem Erzfeind.

Mit einem dem skandinavischen Film oftmals eigenen ruhigen Erzählton -gespickt mit lakonischem Humor und einem Schuss Kapitalismuskritik - hat der Streifen das Herz am rechten Fleck. Dabei kann sich Regisseur Gunnar Vikene ganz auf seine Darsteller verlassen. Das gilt neben Hauptdarsteller Bjørn Sundquist – in Norwegen für seine Leistung mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet - auch für die Nebenfiguren, allen voran Fanny Ketter, die 16-jährige Anhalterin Ebba spielt, die Harold irgendwo auf der Flucht vor ihrer alkoholkranken Mutter aufliest und als seine Mitstreiterin gewinnen kann. Sie sieht in der geplanten Entführung eine interessante Herausforderung und ist ihm eine gute Stütze. Bjørn Granath gibt den Ikea-Gründer als alten Mann, der sich seiner Nazi-Vergangenheit schämt, aber auch angriffslustig ist und seiner Entführung mit einer gehörigen Portion Humor begegnet. Gute Voraussetzungen für einen Schlagabtausch zwischen zwei Urgesteinen der Möbelbranche, der mit seinen skurrilen Dialogen die Zuschauer prächtig unterhält. Höhepunkt des urigen Streits ist ein Badeunfall, bei dem die Kontrahenten im Eis einbrechen und munter weiterstreiten. Dennoch: Am Ende fällt die große Rache aus, denn Harold erkennt, dass es vor dem großen Finale noch einiges vor seiner eigenen Haustüre zu kehren gibt. 

(Anne Wotschke)

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