Kiss the Cook - So schmeckt das Leben
USA 2014, Laufzeit: 114 Min., FSK 6
Regie: Jon Favreau
Darsteller: Jon Favreau, John Leguizamo, Sofia Vergara, Scarlett Johansson, Dustin Hoffman, Robert Downey Jr.
>> www.kissthecook-film.de/
Ausgelassen und unaufdringlich zugleich zelebriert Jon Favreau, Regisseur der ersten beiden "Iron Man" Filme, den Geschmack der Unabhängigkeit und kehrt mit seinem neuesten Streich zurück zu seinen Wurzeln des Indie-Films. Dabei profiliert er sich nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera als Küchenchef Carl Casper, der nach seinen langjährigen Diensten als Gourmetkoch in einem Sternerestaurant das Handtuch wirft, sein durcheinandergebrachtes Leben wieder strukturiert und die neugewonnene Freiheit auf einem kulinarischen Road-Trip durch den amerikanischen Süden zu genießen lernt.
Carl Casper (Jon Favreau) ist ein Kreativling allererster Güte. Mit Bravour zaubert er die innovativsten Gerichte auf die Teller und beglückt damit nicht nur die reizende Kellnerin Molly (Scarlett Johansson). Sein Vorgesetzter Riva (Dustin Hoffman) ist hingegen wenig überzeugt von den erstaunlichen Kreationen seines emanzipierten Mitarbeiters und setzt auf Altbewährtes. Ganz zum Missfallen des distinguierten Restaurantkritikers Ramsey Michel (Oliver Platt), der nach dem enttäuschend unoriginellen Essen einen fiesen Verriss auf seinem Blog publiziert. Als Carl am folgenden Tag von seinem 11-jährigen Sohn Percy (Emjay Anthony) Wind von der Online-Kritik bekommt, liefert er sich im Internet eine erbitterte Schlammschlacht mit seinem Widersacher, die schließlich zu einer folgenträchtigen Wette und einem äußerst unerfreulichen und vielfach angeklickten Youtube-Video anschwillt. Seinen Job ist er daraufhin los. Frustriert muss sich der talentierte Koch nach einer neuen Erwerbsmöglichkeit umsehen. Mithilfe seiner befreundeten Ex-Frau Inez (Sofía Vergara) gelangt er an einen heruntergekommenen Food-Truck, den er restauriert und mit dem er sich zum glänzenden Imbisskoch mausern will. Mit Sohnemann Percy im Schlepptau tuckert er durch Südamerika und avanciert bald zum kleinen Kult-Phänomen.
Diese kleine, launige und mit Stars gespickte Komödie punktet durch ihre vorzügliche Lässigkeit und distanziert sich auf sympathische Weise von gängigen Genreklischees. Jon Favreau, der in den vergangenen Jahren eigentlich als Regisseur großer Blockbuster Aufmerksamkeit auf sich zog, inszeniert mit viel Leidenschaft und verliert neben der Geschichte um die Familienzusammenführung von Vater und Sohn nie den schöpferischen Prozess des Kochens aus den Augen. Und nicht nur auf dem Regiestuhl, sondern auch in der Hauptrolle glänzt er mit einer geerdeten und einnehmenden Performance. Wie er selbst, so scheint auch das gesamte Ensemble, in dem sich Größen wie Dustin Hoffman, Scarlett Johansson oder Robert Downey Jr. tummeln, von seinem Enthusiasmus für die Chose angesteckt. Obwohl es dem Film zugegebenermaßen an größeren inhaltlichen Höhepunkten mangelt, kocht, schneidet und brät sich "Chef" Carl Casper zielstrebig geradewegs in das Herz des Zuschauers und erobert ihn durch freimütige Lockerheit und der dargestellten Liebe zum Essen im Sturm. Aufgetischt wird ein unwiderstehlich charmanter, kulinarischer kleiner Roadmovie, der seine Hauptingredienzien, gute Laune und charmanten Humor, förmlich versprüht und gar nicht mehr sein will, als er ist: nämlich gediegene, herzliche Unterhaltung!
(Nathanael Brohammer - biograph)