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Köln 75

Köln 75
Deutschland, Polen, Belgien 2025, Laufzeit: 110 Min., FSK 12
Regie: Ido Fluk
Darsteller: Mala Emde, John Magaro, Michael Chernus
>> tickets.alamodefilm.de/koeln-75/tickets

KÖLN 75 erzählt die wahre Geschichte hinter einer der meistverkauften Jazzplatten aller Zeiten, dem „Köln Concert" von Keith Jarrett aus dem Jahr 1975. Fast wäre das Konzert gar nicht zustande gekommen, doch ein entschlossener deutscher Teenager, die erst 18-jährige Vera Brandes, setzte alle Hebel in Bewegung, um die Voraussetzungen für die Entstehung eines Meisterwerks zu schaffen.

Vera ist gerade mal 18, geht noch zur Schule und ist wie besessen davon, Keith Jarrett auf die Bühne nach Köln zu holen. Das Opernhaus hat sie schon angemietet, jetzt muss sie nur noch die 10.000 DM für die Miete auftreiben. Ihren Vater (Ulrich Tukur) muss sie gar nicht erst fragen. Denn der konservative Zahnarzt hatte sie eigentlich als Nachfolgerin in seiner Praxis vorgesehen, aber in diese spießige Welt passt Vera so gar nicht hinein. Sie zieht lieber mit ihren Freunden bis spät nachts durch die Jazz Bars und schafft es sogar als Jazz-Hase auf die Titelseite eines Boulevardblattes. Da verliert Vater Brandes dann vollends die Fassung und Vera muss ausziehen. Am Ende ist es dann ihre Mutter, die es ihr ermöglicht, ihren Traum zu verwirklichen, doch das Geld ist gerade mal die Eintrittskarte zu den richtigen Problemen. Willkommen im Konzert Business.

Zur gleichen Zeit zwängen sich Keith Jarrett, sein Manager und ein Musikjournalist in ein winziges Auto, um über Nacht von Lausanne nach Köln zu fahren. Eine wahre Quälerei, insbesondere für Keith, der unter enormen Rückenproblemen leidet. Am Flughafen nehmen sie nicht den Flieger nach Köln, sondern lösen ihre Flugtickets ein, um so ihre Europatour ein Stück weit finanzieren zu können. In Köln angekommen inspizieren sie ihren Auftrittsort, die Kölner Oper, ein imposanter Saal, auf der großen Bühne nur ein Flügel, doch es ist nicht wie vereinbart der Grand Imperial von Bösendorfer, sondern ein ungestimmter Stutzflügel für Proben. Darauf spielt Keith Jarrett auf keinen Fall! Und so geht es für Vera Brandes mal wieder um alles oder nichts. Jetzt sind Manager-Qualitäten gefragt, doch es ist Freitag Nachmittag. Von der Oper ist außer einer Sekretärin niemand mehr zu erreichen, immerhin kann sie zwei Klavierstimmer besorgen, aber kann sie auch noch einen angemessenen Flügel auftreiben?

Dem in New York lebenden und in Israel geborenen Regisseur Ido Fluk sind hier eigentlich zwei Filme in einem gelungen. Zum einen erzählt er die märchenhafte Geschichte der Vera Brandes, die mit dem Köln-Konzert den Grundstein für ihre Karriere im Musik-Business legte und zu einer erfolgreichen Jazz-Promoterin wurde. Dabei gibt er nicht nur amüsant unterhaltende Einblicke ins Musikmanagement, sondern zeigt auch dessen Kompromisslosigkeit und Alles-oder-Nichts-Philosophie. Zum anderen gelingt ihm ein tiefgreifendes Musikerporträt, das uns mit Jarretts Musikphilosophie konfrontiert, die so konsequent ist, dass sie gelegentlich an Destruktivität grenzt. So hätte es das Köln-Konzert um ein Haar nicht gegeben, und dann wäre auch der Konzertmitschnitt nie zur meistverkauften Jazz-Soloplatte geworden. Schade nur, dass wir während des Films nichts von seiner Musik hören. Jarrett ist inzwischen 79 Jahre alt, doch an das Köln-Konzert will er bis heute nicht erinnert werden, weshalb er auch das Filmprojekt nicht unterstützte. Regisseur Ida Fluk hat dafür ein gewisses Verständnis: "Wenn wir die Musikrechte bekommen hätten, hätte ich die einzelnen Stücke schneiden müssen und das ist wirklich nicht die Art, wie man diese Musik hören sollte. Besser, Sie schauen den Film und legen sich danach nochmal zuhause die Platte auf."

(Kalle Somnitz)

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