Konklave
USA, Großbritannien 2024, Laufzeit: 120 Min., FSK 6
Regie: Edward Berger
Darsteller: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow
Nicht nur was für Kirchengänger: Der ursprünglich deutsche Regisseur Edward Berger (IM WESTEN NICHTS NEUES) beschert uns mit seiner neuen internationalen Großproduktion einen bildgewaltigen und vor allem auch sehr zeitgeistig klugen Macht-Thriller hinter den Kulissen einer fiktiven Papstwahl und verhandelt dabei jede Menge aktueller Themen. Verkörpert von einer ganzen Riege hervorragender Darsteller und erlesen fotografiert ein ziemlich sicherer Anwärter auf weitere Oscars.
Der Papst ist tot. Noch unter Schock über den persönlichen Verlust sieht sich der ihm eng vertraute Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) plötzlich mit der verantwortungsvollen Aufgabe konfrontiert das Konklave einzuberufen und zu leiten, das in strenger Isolation einen Nachfolger wählen soll. Aussichtsreiche Kandidaten sind sein Freund, der liberale Kardinal Bellini (Stanley Tucci), der gemäßigte aber etwas opportunistisch anmutende Missionar Tremblay (John Lithgow), aber auch die radikalen Traditionalisten Tedesco (Sergio Castellitto) und Adeyemi (Lucian Msamati), der der erste schwarze Papst werden könnte. Ein erbitterter Machtkampf zwischen den Lagern entbrennt, voller Intrigen und Ränke, und während sich auch draußen die Lage zuspitzt und die sixtinische Kapelle von islamistischen Anschlägen erschüttert wird, muss Lawrence schnell den geeignetsten unter ihnen finden, obwohl er selbst noch kurz zuvor sein Amt niederlegen wollte...
Liberale Reformer gegen Traditionalisten: Gerade angesichts der Gewalt von außen eine starke wehrhafte Gegenfront aufbauen oder doch trotz allem den Frieden und das Miteinander predigen? Was in den Medien derzeit vor allem die politische Diskussion bestimmt, wird hier übertragen und verhandelt auf engstem klerikalen Raum. Dabei werden auch die mit der Kirche assoziierten Problemthemen wie Kindesmissbrauch, Gleichstellung der Frau und Akzeptanz gegenüber Homosexualität nicht ausgespart – im Gegenteil: An entscheidender Stelle mischt sich sogar eine Schwester (grandios: Isabella Rossellini), deren Aufgabe es eigentlich nur ist, für das leibliche Wohl der Kardinäle zu sorgen, in die Verhandlungen ein und das Ende ist gerade auch in dieser Hinsicht eine einfach nur wundervolle weil hoffnungsvolle Überraschung. Ralph Fiennes ist in der Hauptrolle auf der Höhe seiner schauspielerischen Leistung, verkörpert mit Hingabe einen Geistlichen zwischen übermenschlich investigativem Gerechtigkeitssinn à la William von Baskerville (DER NAME DER ROSE) und ganz weltlich-persönlichen Selbstzweifeln. Aber auch der Rest des hervorragenden Ensembles, allen voran der bislang kaum aufgefallene Sergio Castellitto (BELLA MARTHA) als erzkonservativer italienischer Hexenjäger, glänzt mit einem intensiven Spiel, das sofort in seinen Bann zieht. Gedreht in den römischen Cinecittà-Studios, wo hierfür mal eben die sixtinische Kapelle nachgebaut wurde, und zwar in wirklich poetischen Bildern, die weit über ein bloßes Einfangen des Geschehens hinausgehen und zwischendurch an klassische Gemälde erinnern, ein formal wie inhaltlich rundum beeindruckendes Werk, das emotional berührt und gleichzeitig zu denken gibt.