Little Miss Sunshine
USA 2005, Laufzeit: 101 Min., FSK 6
Regie: Jonathan Dayton, Valerie Faris
Darsteller: Greg Kinnear, Toni Collette, Steve Carell, Paul Franklin Dano, Abigail Breslin, Alan Arkin, Beth Grant, Justin Shilton, Grant Hayes
Wie lohnend es sein kann, ein Loser in einer von Gewinnern besessenen Welt zu sein, zeigt uns das Ehepaar Jonathan Dayton und Valerie Faris in seinem furiosen Regiedebüt "Little Miss Sunshine". In der schrägen und herzerwärmenden Komödie macht sich die Familie Hoover im klapprigen VW-Bus von New Mexico nach Kalifornien auf, um der siebenjährigen Tochter Olive ihren größten Traum zu erfüllen: an der Wahl zur "Little Miss Sunshine" teilzunehmen.Die Hoovers sind nicht gerade eine Familie, wie sie im Bilderbuch steht. Vater Richard gibt Motivationsseminare, in denen er seine Klienten mit einem selbst entwickelten Neun-Stufen-Plan zu beruflichen und privaten Höhen führen will. Doch zu Hause bei seiner Frau Sheryl stoßen seine Theorien und Phrasen auf wenig Gegenliebe, denn vorzeigbare Resultate kann er nicht vorweisen. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr Schwiegervater gerade wegen seiner Sex- und Heroinsucht aus dem Seniorenheim geflogen und unerwartet in den Schoß der Familie zurückgekehrt ist. Und noch ein neues Familienmitglied hat Sheryl zu verkraften: Ihr Bruder Frank muss aufgrund eines Selbstmordversuches unter ständiger Beobachtung stehen. Der Literaturwissenschaftler wollte seinem Leben ein Ende setzen, nachdem er seinen jungen Lover wie auch ein wichtiges Stipendium an einen akademischen Rivalen verlor. Zu guter Letzt hat sich Sohn Dwayne seit neun Monaten einem Schweigegelübde unterzogen, um Disziplin für seinen Traumberuf als Luftwaffenpilot zu üben. Sein Motto "Ich hasse alle" lässt sich auch ohne Worte leben.Einziger Hoffnungsträger ist das jüngste Familienmitglied Olive. Die etwas pummelige und bebrillte Kleine ist fasziniert von der Welt der Schönheitsköniginnen und träumt davon, einmal "Little Miss Sunshine" zu werden, die jährlich bei einem Wettbewerb im fernen Kalifornien gewählt wird. Unermüdlich trainiert sie, im unerschütterlichen Glauben an das Erfolgsmantra ihres Vaters und unterstützt von ihrem Großvater, für die diesjährige Vorauswahl. Als plötzlich das eintritt, was keiner wirklich erwartet hat - Olive wird zur Endausscheidung eingeladen - ist guter Rat teuer, denn für einen Flug reicht das Geld nicht. Da fasst die Familie einen folgenschweren Entschluss: der gesamte Klan wird 'on the road' gehen und Olive begleiten, um moralische Unterstützung zu leisten. Bald macht sich ein klappriger VW-Bus mit einer inkompatiblen Ladung aus Lebensmüden, Totalverweigerern und Daueroptimisten auf den Weg ins sonnige Kalifornien. Dass der Wagen schon nach wenigen Kilometern schlapp macht und der Großvater unterwegs das Zeitliche segnet, sind nur einige der Widrigkeiten, mit denen die Hoovers fertig werden müssen. Doch die wirkliche Herausforderung stellt sich erst, als man wider Erwarten das Ziel erreicht und die Erwachsenen ahnen, dass Olive inmitten der gedrillten Miniatur-Barbies eine fürchterliche Blamage bevorsteht.Keine Familie seit den "Royal Tennenbaums" kam in den letzten Jahren so herrlich schräg daher wie die Hoovers. Teils mit satirischer Schärfe, aber auch voller menschlicher Anteilnahme verfolgen Dayton und Faris ihre großen und kleinen Helden mit ihren großen und kleinen Macken und nehmen falsche Schönheitsideale dabei ebenso aufs Korn wie überzogenes Erfolgsstreben. Höhepunkt des Films ist das furiose und absolut überzeugende Finale, das nicht nur dem jubelnden Publikum des Sundance-Filmfestivals die (Lach-)Tränen in die Augen trieb.
(Anne Wotschke, playtime by biograph)