Megalopolis
USA 2024, Laufzeit: 138 Min., FSK 16
Regie: Francis Ford Coppola
Darsteller: Adam Driver, Giancarlo Esposito, Nathalie Emmanuel
>> constantin.film/kino/megalopolis/
Bei den Filmfestspielen in Cannes war Francis Ford Coppolas MEGAPOLIS sehnsüchtig erwartet worden. Schon seit 40 Jahren hatte er ihn als Idee eines epischen Science-Fiction-Films über eine utopische Version New Yorks mit sich herumgetragen, aber nie finanzieren können. Jetzt hat er sein Herzensprojekt endlich umgesetzt und dafür Teile seines Weingutes verpfändet.
Coppola will hier das Ende eines Imperiums beziehungsweise einer Staatsmacht am Beispiel einer fiktiven New York sehr ähnlichen Stadt namens New Rome zeigen und zieht eine Analogie zum Untergang des Römischen Reiches. Die These: eine Stadt beziehungsweise eine Macht, die nicht mehr an sich und ihre Werte glaubt, ist dem Untergang geweiht. Die hier von ihm gezeichnete Mega-City ist sowohl finanziell als auch vom Gebäudebestand her durch eine nicht genannte Katastrophe heruntergekommen. Die immer größer werdende Diskrepanz zwischen Arm und Reich verschärft die sozialen Spannungen. Fast niemand will noch in die Stadt investieren oder hat die Mittel dazu. Doch der junge Star-Architekt Cesar Catilina (Adam Driver) hat noch eine Vision: von einer umweltfreundlichen Welt, einem Utopia, in der die Menschen friedlich und im Einklang mit der Umwelt zusammenleben. Hierfür hat er Megalon erfunden, ein unzerstörbares Material. Doch er braucht Geld und steht im Konflikt mit Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito), dem Bürgermeister von New York, der als Konservativer die alte Welt wiederherstellen bzw. restaurieren lassen will. Dafür lässt er sich ein mit dem reichen Unternehmer Hamilton Crassus III (Jon Voight), der in zahlreiche Korruptionsfälle involviert ist und dem die Umwelt und das Wohl der Bürgerinnen und Bürger egal ist, nur Profit und Macht sind ihm wichtig. Dies manifestiert sich auch in seinem Baustil, der phallische Hochhäuser favorisiert, während Cesars Entwürfe organisch und geschwungen sind und eher weibliche Formen haben.
Verbindendes Element ist die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Cesar und Julia (Nathalie Emmanuel), der cleveren und eigensinnigen Tochter des Bürgermeisters, die nach einem Sinn im Leben sucht und Cesars Visionen interessant findet, aber durch sie in einen Loyalitätskonflikt mit ihrem Vater gerät.
Am Ende bleibt Coppolas Version hoffnungsvoll. Ein gemeinsames Kind von Cesar und Julia symbolisiert das Potential der Jugend, eine neue, bessere Zukunft aufzubauen, die alte Werte und neue technische Möglichkeiten zum Wohl und letztlich zum Erhalt der Menschheit vereint.
MEGAPOLIS ist so komplex und überfrachtet, dass der Zuschauer sich schon ein wenig anstrengen muss, um Coppolas Gedanken in dem mehr als zweistündigen Film folgen zu können. Es lohnt sich aber, seinem interessanten Gedankenspiel mit vielen Anspielungen auf das heutige Amerika zu folgen und sich von seiner opulenten Bildwelt beeindrucken zu lassen. MEGALOPOLIS lebt auch von einer Fülle von Anspielungen, ob in Sprache oder Motivfindung bei Shakepeares Dramen oder in Zitaten seiner eigenen Werke wie DER PATE oder APOCALYPSE NOW. In der Vollendung dieser komplexen Science-Fiction-Fabel sah Coppola wohl sein Vermächtnis, das er noch unbedingt fertigstellen wollte. Vielleicht nicht sein bester, auf jeden Fall aber sein ambitioniertester Film, der nach vier Jahrzehnten nun endlich das Licht der Welt erblickt.